Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Erste S3-Leitlinie gegen den zweiten Schlaganfall erschienen

Mittwoch, 6. Mai 2015 – Autor:
Schlaganfallpatienten sind die Hochrisikogruppe für einen zweiten Schlaganfall. Mit einer neuen S3-Leitlinie wollen Fachgesellschaften jetzt das Risiko minimieren.
Hohes Risiko für einen zweiten Schlaganfall: Neue S3-Leitlinie gibt Empfehlungen zur Sekundärprophylaxe

Hohes Risiko für einen zweiten Schlaganfall: Neue S3-Leitlinie gibt Empfehlungen zur Sekundärprophylaxe

Jedes Jahr erleiden in Deutschland 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Davon haben rund 70.000 Menschen bereits einen zweiten Schlaganfall erlitten. Bei jedem zehnten Schlaganfallpatienten tritt das zweite Ereignis innerhalb der ersten zwölf Monate auf. Umso wichtiger ist eine gezielte Prävention. Darum haben die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) federführend die erste S3-Leitlinie „Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke“ entwickelt. Der erste Teil der Leitlinie wurde soeben auf den Leitlinienplattformen der DGN (www.dgn.org) und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (www.awmf.org) veröffentlicht.

Leitlinie gegen zweiten Schlaganfall fasst aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zusammen

„Diese Leitlinie fasst die aktuellen Erkenntnisse zusammen und gibt den behandelnden Ärzten klare Empfehlungen“, berichtet Charité Professor Matthias Endres, Mitglied der vierköpfigen Leitlinien-Steuergruppe. „Das ist die Voraussetzung dafür, möglichst viele Patienten in Deutschland vor einem neuen Schlaganfall zu bewahren.“ Ganz eliminieren kann man das Risiko für einen zweiten Schlaganfall aber nicht. „Alles, was wir zur sekundären Prävention haben, senkt das Risiko leider nicht auf Null, sondern immer nur um einen gewissen Prozentsatz“, sagt Endres. Ein Plättchenhemmer wie Aspirin senke das Risiko zum Beispiel nur um 20 bis 25 Prozent.

Unbehandeltes Vorhofflimmern erhöht Risiko für zweiten Schlaganfall um 50 Prozent

Wie gut die Sekundärprophylaxe funktioniert, hängt dem Experten zufolge immer davon ab, ob die eigentliche Grunderkrankung behandelt wird. Bluthochdruck ist der häufigste Auslöser, gefolgt von der Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern. Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und eine Carotisstenose, also eine Verengung der Halsschlagader, erhöhen das Schlaganfallrisiko ebenfalls deutlich. „Wenn diese Erkrankungen richtig behandelt werden, lässt sich das Risiko eines Zweit- oder Drittschlaganfalls deutlich senken“, erklärt Schlaganfall-Experte Endres. Umgekehrt bedeutet das: Bleibt ein Vorhofflimmern unbehandelt, liegt das Risiko für einen zweiten Schlaganfall in den nächsten fünf Jahren bei etwa 50 Prozent.

Um die neue S3-Leitlinie zur Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfälle zu entwickeln, haben Experten der DGN und DSG sowie 16 weiterer Organisationen mehr als 4.500 wissenschaftliche Arbeiten gesichtet. Die Ergebnisse wurden anschließend evaluiert und daraus Behandlungsempfehlungen abgeleitet. 

Später soll es noch eine Version für Patienten geben

Der nun erschienene erste Teil der Leitlinie behandelt die wichtigsten Therapieansätze zur Schlaganfallprävention: etwa den Einsatz von Thrombozytenfunktionshemmern, die Behandlung der Hyperlipidämie, die orale Antikoagulation bei Vorhofflimmern und die Therapie der arteriellen Hypertonie. Der zweite Teil der S3-Leitlinie befindet sich aktuell noch in der Entwicklung: Darin sollen nach DSG-Infomationen acht weitere Themenbereiche der Sekundärprophylaxe des Schlaganfalls, wie zum Beispiel Lebensstiländerungen behandelt. Sobald beide Teile der Leitlinie veröffentlicht sind, wollen die Fachgesellschaften außerdem eine Version für Patienten und Angehörige herausgegeben, in der der Inhalt der S3-Leitlinie für Laien verständlich zusammengefasst wird.

Ischämischer Schlaganfall und Transiente Ischämische Attacke (TIA)

Ein ischämischer Schlaganfall entsteht, wenn eine Gehirnarterie durch ein Blutgerinnsel verstopft wird – die häufigste Ursache für einen Schlaganfall. Eine Transiente Ischämische Attacke (TIA) ist eine milde Form. Sie dauert nur Sekunden oder Minuten und die Symptome bilden sich wieder vollständig zurück. Die TIA gilt aber als Vorstufe und Warnzeichen für einen drohenden ischämischen Schlaganfall. Diese Patienten müssen daher untersucht und möglicherweise muss eine Schlaganfallprophylaxe eingeleitet werden. 70 Prozent aller Schlaganfälle gelten als vermeidbar. (Quelle: DSG)

Foto: ©sudok1 – Fotolia

Hauptkategorie: Berlin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Schlaganfall , Prävention

Weitere Nachrichten zum Thema Schlaganfall

08.10.2019

Meist sind es Laien, die Zeugen eines Schlaganfalls werden. Häufig sind sie sich jedoch nicht sicher, ob es sich wirklich um einen Schlaganfall handelt und was sie tun sollen. Der FAST-Test gibt eine einfache Hilfestellung, wie in diesem Fall vorzugehen ist.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin