
Eine Eisenmangelanämie könnte zum Hörverlust führen
Etwa 15 Prozent aller Erwachsenen leiden unter Hörstörungen, und die Wahrscheinlichkeit für einen Hörverlust nimmt im Alter zu. So sind es bei den über 85-Jährigen rund 80 Prozent, die Probleme mit dem Gehör haben. Als Risikofaktoren gelten neben dem Alter vor allem Bluthochdruck, Diabetes und Rauchen. Eine Studie von Forschern der Pennsylvania State University in Hershey hat nun auf einen weiteren möglichen Faktor hingewiesen: Eisenmangel. Die Analyse zeigt erstmals, dass es einen Zusammenhang zwischen Hörverlust und Eisenmangelanämie gibt.
Studie beweist keine Kausalität
Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler um Kathleen M. Schieffer die Krankenakten von 300.000 Erwachsenen aus den Jahren 2011 bis 2015. Das Alter der Probanden reichte von 21 bis 90 Jahren, im Durchschnitt waren sie 50 Jahre alt. Die Forscher verglichen verschiedene Formen der Schwerhörigkeit und fanden dabei heraus, dass das Risiko für sensorineuralen Hörverlust bei Personen mit Eisenmangelanämie um 82 Prozent höher war als bei Personen ohne diese Probleme Das Risiko für eine gemischte Schwerhörigkeit (sensorineuraler Hörverlust kombiniert mit Schalleitungsschwerhörigkeit) war um 240 Prozent höher als bei Personen ohne Eisenmangelanämie.
Bei der Schallleitungsschwerhörigkeit kommt es zu Problemen bei der Schallweiterleitung durch Störungen im Innen- oder Außenohr. In der Regel kommt es dabei zu einem leichten bis mittleren Hörverlust. In einigen Fällen ist die Schallleitungsschwerhörigkeit nur von vorübergehender Dauer und kann durch eine medikamentöse Behandlung oder durch einen operativen Eingriff behoben werden. Der sensorineuraler Hörverlust, auch als Schallempfindungsschwerhörigkeit bezeichnet, beruht auf einer Schädigung der feinen Haarzellen in der Cochlea. Diese Störung wird auch als Innenohrschwerhörigkeit bezeichnet und ist in der Regel von Dauer. Die Einschränkungen reichen hier von leichter über mittlerer bis hin zu schwerer oder hochgradiger Schwerhörigkeit.
Die Forscher betonen, dass ihre Studie nur auf einen Zusammenhang zwischen Hörverlust und Eisenmangelanämie hinweist, jedoch keine eindeutige Kausalität belegt. Sie vermuten jedoch, dass eine ischämische Schädigung der Cochlea, die auch durch einen Eisenmangel mitbedingt sein kann, die Ursache der gestörten Schallempfindung ist. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „JAMA Otolaryngology - Head & Neck Surgery“ veröffentlicht.
Eisenmangel könnte auch Tinnitus begünstigen
Der Verdacht, dass Gefäßstörungen eine der Ursachen für einen Hörverlust sein könnten, besteht schon länger. Zudem existiert die Theorie, dass eine Eisenmangelanämie unter Umständen die Entstehung eines Tinnitus begünstigen könnte. Die Autoren der aktuellen Studie betonen, dass eine Eisenmangelanämie zwar häufig sei, jedoch leicht behandelt werden könne. Sie hoffen, dass ein besseres Verständnis des Zusammenhangs zwischen Blutarmut durch zu wenig Eisen und Hörverlust in Zukunft dazu beitragen könne, das Risiko frühzeitig zu erkennen und einem Hörverlust vorzubeugen.
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