
Schwerhörigkeit wirkt sich negativ auf die kognitiven Fähigkeiten aus
Schwerhörigkeit und Demenz sind beides häufige Alterserscheinungen. Daher kann ein gemeinsames Auftreten dem Alter geschuldet sein, ohne dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen beidem geben muss. Doch Studien weisen darauf hin, dass Schwerhörigkeit an der Entstehung einer Demenz mitbeteiligt sein kann – und das gilt auch schon für jüngere Menschen. Zudem gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass das Tragen eines Hörgeräts dem Verlust der kognitiven Fähigkeiten entgegenwirken kann. Die genauen Ursachen für die Zusammenhänge sind aber noch unklar.
Demenzrisiko um das 1,4-Fache erhöht
In ihrer Studie „Hearing Impairment and Incident Dementia: Findings from the English Longitudinal Study of Ageing“ haben englische Forscher im vergangenen Jahr herausgefunden, dass ein moderater Hörverlust die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer Demenz um den Faktor 1,4 erhöht, während ein schwerer Hörverlust sogar mit einem 1,6-mal erhöhten Risiko verbunden war. Für die Studie waren die Daten von unter 50-Jährigen aus der „English Longitudinal Study of Aging“ ausgewertet worden. Die Autoren betonten auch, dass eine Korrektur des Hörverlustes mittels eines Hörgerätes dazu beitragen kann, den Ausbruch einer Demenz zu verzögern.
Im Jahr 2016 werteten deutsche Forscher die Daten von 154.783 Personen aus dem Zeitraum 2006 bis 2010 aus. 14.602 Probanden wiesen eine Demenz auf. In ihrer Studie konnten die Forscher zeigen, dass Menschen mit einem beidseitigen Hörverlust ein 1,2- bis 1,4-fach höheres Demenzrisiko hatten als Menschen, die normal hörten. Die Ergebnisse der Analyse wurden in der Zeitschrift „PLOS One“ veröffentlicht.
Ursachen für Zusammenhang noch ungeklärt
Doch warum gibt es offenbar einen Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und der Entstehung einer Demenz? Darauf konnten die Studien bisher keine eindeutige Antwort liefern. Auch konnte eine klare Kausalität bisher nicht bewiesen werden, wenn auch die Ergebnisse der Studien dafür sprechen.
Viele Forscher vermuten, dass der Hörverlust auf verschiedenen Wegen zur Entstehung einer Demenz beitragen kann. Zum einen erhöht Schwerhörigkeit die soziale Isolation, welche wiederum ein Risikofaktor für den Verlust der kognitiven Fähigkeiten ist. Zum anderen verursacht die Schwerhörigkeit reduzierte audiologische Signale, was zu einer Schwächung der Gehirnfunktionen beitragen kann. Dass es tatsächlich einen direkten Zusammenhang zwischen Hörverlust und dem Rückgang der kognitiven Fähigkeiten gibt, bestätigen auch andere Analysen: Sie zeigen, dass schwerhörige Menschen, die Hörgeräte tragen, dasselbe kognitive Niveau haben wie Menschen ohne Schwerhörigkeit.
Foto: © Jenny Sturm - Fotolia.com