
Die Zahl der Menschen in Deutschland mit Depressionen steigt seit Jahren stetig an. 18,4 Prozent der Frauen und 9,4 Prozent der Männer sind mittlerweile davon betroffen, zeigen Zahlen der KKH. – Foto: AdobeStock/Syda Productions
Depressionen können kommen und gehen. Sie können aber auch immer wieder kommen, sobald sie nur einmal da waren. „Die Zahl der Patienten mit Depressionen in Deutschland nimmt seit Jahren besorgniserregend zu“, registriert die „KHH Kaufmännische Krankenkasse“. 18,4 Prozent der Frauen und 9,4 Prozent der Männer leiden inzwischen an einer oder beiden genannten Formen der Depression. Die Zahlen der KKH zeigen auch: Wer einmal eine Depression hatte, wird sie oft nicht mehr los. Laut Versichertendaten der Krankenkasse sind vor allem die Diagnosen von wiederkehrenden Depressionen stark gestiegen – von 2011 auf 2021 um rund 71 Prozent.
Chronische Depressionen: Baden-Württemberg vorn
Im Bundesländer-Vergleich sind die Fallzahlen der „rezidivierenden“, also wiederkehrenden Depression am stärksten in Baden-Württemberg gestiegen. Mit einem Plus von fast 112 Prozent innerhalb von zehn Jahren übertrifft hier der Anstieg in seiner Intensität den Bundestrend um mehr als die Hälfte. Den niedrigsten Wert verzeichnete der norddeutsche Stadtstaat Hamburg mit 39 Prozent. Bei depressiven Episoden, also kürzeren einmaligen depressiven Phasen, fällt das Plus bundesweit zwar auch deutlich, aber viel geringer aus (20 Prozent). Hier liegt Sachsen-Anhalt mit rund 48 Prozent vorn. Schlusslicht ist ebenfalls Hamburg mit rund fünf Prozent.
Ein Blick speziell auf die jüngsten Zahlen aus 2019 und 2021 (also vor Beginn der Corona-Pandemie und währenddessen) zeigt: Nur bei wiederkehrenden Depressionen gab es ein leichtes Plus von bundesweit etwa sechs Prozent. Bei depressiven Episoden stagnieren die Zahlen hingegen noch. „Das zeigt, dass sich die Pandemie vor allem negativ auf Menschen auswirkt, die bereits an einer Depression leiden“, so die Bewertung der KKH.
Depressionen: Ein ganzes Spektrum an Ursachen und Auslösern
Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, die das Leben stark beeinträchtigen können. Auslöser für depressive Episoden können Verlusterlebnisse und -ängste durch politische, gesellschaftliche und private Krisen sein, aber auch scheinbar positive Veränderungen wie die Geburt eines Kindes. „Ob jemand langfristig an einer Depression erkrankt, hängt meist vom Zusammenwirken mehrerer Faktoren ab“, erläutert Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für psychiatrische Fragen bei der KKH.
Generell seien die Ursachen sehr individuell und vielfältig. Neben traumatischen Erlebnissen wie Gewalt und Missbrauch, Verlusterfahrungen in der Kindheit, schweren Krankheiten oder chronischem Stress spielen auch die genetische Veranlagung sowie neurobiologische Faktoren eine Rolle. Leidet jemand bereits an einer Depression, können Krisen wie die Virus-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine wie ein Brennglas wirken und die Erkrankung negativ beeinflussen.
An welchen Symptomen erkenne ich eine Depression?
Merkmale einer Depression sind nach Angaben der KKH extreme Niedergeschlagenheit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit. Die Betroffenen verlieren ihre Interessen und können darüber hinaus von Schlaflosigkeit, Selbstzweifeln, Schuldgefühlen und Konzentrationsstörungen geplagt sein. Erkrankte sind oft nicht in der Lage, kleinste Entscheidungen zu treffen und Freude zu empfinden. Häufig spielen auch Schlafstörungen oder Appetitmangel, oft verbunden mit einem Gewichtsverlust, eine Rolle. Viele Erkrankte empfinden zudem Ängste und körperliche Beschwerden wie Magen-, Kopf- oder Rückenschmerzen.
Depressionen: Wo kann ich mir Hilfe holen?
Bei einem Verdacht auf eine Depression führt der erste Weg zum Hausarzt. Er überweist einen dann zu einem Psychiater oder Psychotherapeuten. Einen Therapeuten zu finden, der von seiner Qualifikation oder seinem Behandlungsspektrum zu einem passt, kann oft Monate brauchen und Ausdauer erfordern. Die Suche erleichtern kann die Website der Patientenhilfsorganisation „pro psychotherapie e.V.“. Hier können Betroffene bundesweit und mit ganz persönlichen Suchkriterien nach einem für sie geeigneten Therapeuten suchen: Man kann den Wohnort eingeben, einen Kilometer-Radius, die gewünschte Therapieform oder ob man sich einen männlichen oder weiblichen Therapeuten wünscht.