Diese Aussichten machen Hoffnung auf ein Ende der Corona-Krise

Wann ist endlich ein Ende der Corona-Pandemie in Sicht? Medikamente, Impfung und Sommer sind kleine Lichtblicke in Ausnahmezeiten
Antiepidemische Maßnahmen legen derzeit das öffentliche Leben lahm. Das ist wichtig, um den exponentiellen Anstieg der Infektionen abzuschwächen und wieder in eine Phase zu kommen, wo man einzelne Infektionsketten noch nachverfolgen kann. Derzeit ist das unmöglich. In etwa zwei Wochen wird man wissen, ob es gelungen ist, die Uhr zurückzudrehen – etwa auf einen Zustand, den wir Ende Februar noch hatten. Andernfalls ist absehbar, dass auch das deutsche Gesundheitssystem das Heer der Kranken und Schwerkranken nicht mehr hinreichend versorgen kann.
Jenseits aller politisch verordneten Maßnahmen gibt es weitere Einflüsse auf das Pandemiegeschehen. Ein wichtiger Dreh und Angelpunkt sind die Entwicklungen in Medizin und Forschung.
Hoffnung neue Medikamente
Hätte man wirksame Medikamente gegen COVID-19, würden Menschen schneller gesund und müssten seltener im Krankenhaus oder auf Intensivstationen behandelt werden. Das wäre eine enorme Entlastung für das Gesundheitssystem. Wie sieht es auf diesem Gebiet aus?
Bis jetzt gibt es noch kein spezifisches Medikament gegen COVID-19. In schweren Fällen werden Patienten darum mit Mitteln behandelt, die bereits schon gegen andere Krankheiten im Einsatz sind. Darunter Kortikosteroide, Virostatika wie Ribavirin, Lopinavir/Ritonavir, Chloroquine, Hydroxychloroquine. Augenblicklich sind das noch experimentelle Therapien, die nur in kritischen Situationen gegeben werden. Aber deren Wirksamkeit wird systematisch untersucht. Aktuell sind mehr als einhundert klinische Studien registriert.
In einer großen internationalen Studie „Discovery“ unter Federführung der französischen Forschungs-Institution Inserm etwa werden die Substanzen Kaletra, Remedesvir und Hydrochloroquin verglichen. Kaletra ist ein altes Präparat aus der HIV-Behandlung, das die Wirkstoffe Lopinavir und Retonavir enthält. Remedesvir ist ein Mittel, das gegen Ebola entwickelt wurde und Hydrochloroquin ein Malaria-Mittel. Die WHO hat die Großstudie „Solidarity“ aufgesetzt. Auch hier werden Medikamente getestet, die die schon gegen andere Krankheiten im Einsatz sind.
Da bereits zugelassene Medikamente keine langwierigen Sicherheitsprüfungen mehr durchlaufen müssen, könnten nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) die ersten Medikamente gegen COVID-19 bereits in etwa vier Monaten zur Verfügung stehen.
Intensivmediziner lernen schnell
Das ist für eine Medikamentenentwicklung eine extrem kurze Zeit, aber dennoch zu lange, um die momentane Situation zu entschärfen. Es gibt jedoch einen anderen kleinen Lichtblick, zumindest für die Schwerkranken: Intensivmediziner tauschen sich über internationale Plattformen aus und lernen so schnell, welche intensivmedizinischen Maßnahmen und Mittel am erfolgversprechendsten sind. Der Virologe und Epidemiologe Alexander Kekulé glaubt, dass auf diese Weise schnell eine Art Patentrezept für die kritischen Verläufe gefunden wird. „Mein Eindruck ist, die Kommunikation funktioniert hier gut“, sagte der Experte im MDR aktuell Podcast Nr. 8. Und weiter: „Ich glaube, dass es in etwa zwei bis drei Wochen eine Standardtherapie geben wird, wo man einen deutlichen Effekt auf die Überlebensrate sieht.“
Ein solcher Therapiestandard auf Intensivstationen kann die Zeit bis zur Zulassung des ersten Medikaments überbrücken und Leben retten.
Hoffnung Impfung
Eine Impfung könnte die Pandemie beenden. Für einen Impfstoff dauert die Zulassung länger, da er ja zunächst an gesunden Personen getestet werden muss. Jedoch wird weltweit mit so hohem Nachdruck daran gearbeitet, dass die Zulassung eines ersten Impfstoffs in zwölf Monaten als wahrscheinlich gilt. Mit diesem Zeitraum rechnet etwa die US National Institute of Allergy and Infectious Diseases. Allerdings sind solche Schätzungen mit Unsicherheiten behaftet - es kann auch länger dauern, bis ein geeigneter Impfstoff in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht.
Hoffnung Selbsttests
Mehr Tests auf das Coronavirus könnten die Ausbreitung des Virus deutlich verlangsamen. Deutschland und andere Länder arbeiten daran, die Testkapazitäten zu erhöhen. Parallel werden Selbsttests entwickelt, die ähnlich wie ein Schwangerschaftstest funktionieren. Je mehr Menschen von ihrer Krankheit wissen, desto weniger werden angesteckt. Auch ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Antikörpertests erhältlich sind. Ein solcher Test gibt Auskunft, ob eine Person schon immun gegen die Krankheit ist.
Wetter
Von Coronaviren ist bekannt, dass sie sich bei warmen Außentemperaturen nicht so gut verbreiten können. Aktuell kann man das daran sehen, dass die südliche Hemisphäre praktisch noch nicht von der Pandemie betroffen ist. Studien chinesischer Forscher legen nahe, dass der Sommer und der Anstieg der Luftfeuchtigkeit die Ausbreitung des Virus drastisch reduzieren können. Ein heißer Sommer könnte also den Menschen auf der Nordhalbkugel zu Hilfe kommen.
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