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DGPPN: Wie Mediziner den Cannabis-Konsum bewerten

Mittwoch, 9. Dezember 2015 – Autor:
Zurzeit wird vermehrt über die Legalisierung von Cannabis diskutiert. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (DGPPN) hat ein Positionspapier veröffentlicht, in dem sie den Cannabis-Konsum aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht bewertet.
Die Legalisierung von Cannabis ist umstritten

Der Cannabis-Konsum kann zu Abhängigkeit führen – Foto: Monkey Business - Fotolia

In dem Papier haben DGPPN-Experten die wichtigsten Erkenntnisse, Empfehlungen und Forderungen zusammengetragen, um mögliche gesundheitliche Risiken und damit auch die Folgen einer Freigabe besser abschätzen zu können.

Danach entwickelt jeder zehnte Cannabiskonsument eine behandlungsbedürftige Abhängigkeits-Erkrankung. Cannabis ist momentan der häufigste Anlass für eine erstmalige Drogen-Therapie.

DGPPN: Cannabis oft in Zusammenhang mit psychischen Störungen

Die Komorbidität von Cannabisabhängigkeit und weiteren psychischen Störungen wie etwa Angst- oder Persönlichkeitsstörungen ist hoch. Das Konsumalter ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen, wobei die größten Risiken für Heranwachsende bestehen.

Es ist klinisch plausibel, aber nicht abschließend geklärt, ob Cannabiskonsum auch psychotische Erkrankungen wie etwa Schizophrenie bei Menschen auslösen kann, die ohne Cannabiskonsum nicht erkrankt wären.

Weitere Forschung zu den Risikofaktoren für die verschiedenen psychopathologischen Wirkungen von Cannabiskonsum und deren Behandlung sind notwendig, heißt es weiter in dem Papier. Wissenschaftliche Analysen der Daten der krankenkassenärztlichen Versorgung bezüglich Prävalenz, Verlauf und Kosten von cannabisbezogenen Störungen sollten erfolgen.

DGPPN fordert zugleich Entkriminalsisierung des Cannabis-Gebrauchs

Die strafrechtlichen Möglichkeiten zur Entkriminalisierung des Gebrauchs sollten verbessert werden, um zusätzliche pychosoziale Belastungen für die Betroffenen zu vermeiden. Gleichzeitig kann der Kontakt mit der Justiz aber auch Behandlungschancen eröffnen.

Zur Behandlung wäre ein Mehrsäulenkonzept sinnvoll: Das Angebot reduzieren, dem Konsum vorbeugen und zugleich verhaltens- und ausstiegsorientierte Maßnahmen zur Hilfestellung und Schadensminimierung anbieten.

Zum Zusammenhang zwischen Liberalisierung des Zugangs zu Cannabis und der möglichen Erhöhung der Konsums- und Missbrauchsprävalenz gibt es noch keine abschließenden Erkenntnisse, das müsse weiter untersucht werden, meinen die Experten.

Unabhängig von der Legalisierungs-Diskussion werden die Einsatzmöglichkeiten von Cannabis für den medizischen Gebrauch in Deutschland demnächst ausgeweitet.

Foto: Monkey Business

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