Darmkrebs: Immunologischer Bluttest Alternative zur Koloskopie?

Moderner Stuhltest kann Darmkrebsvorsorge sicherer machen – Foto: DOC RABE Media - Fotolia
Wird bei Patienten eine schwere Darmerkrankung vermutet, ordnet der Arzt oft eine Darmspiegelung (Koloskopie) an. In früheren Studien zeigte sich, dass in 60 bis 80 Prozent dieser Fälle keine schwere Erkrankung vorlag. Zugleich ist die endoskopische Untersuchung unangenehm, aufwendig und teuer. Sie kann zudem unerwünschte Nebenwirkungen haben.
Die Forscher entwickelten für den Diagnose-Prozess beim Hausarzt nun eine Reihe von Fragen, die von einer körperlichen Untersuchung und einem Stuhltest ergänzt wurden.
Immunologischer Bluttest vor der Koloskopie
Die Studie wurde koordiniert von der Universitätsmedizin Utrecht und im Fachblatt BMC Medicine veröffentlicht. Es nahmen 810 Patienten teil, bei denen eine schwere Darmerkrankung vermutet wurde. Alle Probanden wurden vor der Darmspiegelung mit einem fäkalen immunchemischen Test auf Blut im Stuhl getestet.
Diese neuartigen Tests verwenden Antikörper, die spezifisch an den Blutfarbstoff Hämoglobin binden. Der Vorteil: Sie weisen nur menschliches Blut nach und sind deshalb weniger störanfällig, zum Beispiel durch rohes oder nicht durchgebratenes rotes Fleisch, das man vorher gegessen hat. Sie werden als immunologische fäkale Okkultbluttests (iFOBT) oder fäkale immunchemische Tests (FIT) bezeichnet.
Bei 30 Prozent der Patienten war Darmspiegelung überflüssig
Bei 141 Patienten fand sich eine schwere Darmerkrankung – dazu zählt beispielsweise auch Morbus Crohn. Ein Patient litt an Darmkrebs. Bei 669 Patienten wurde keine ernsthafte Darmerkrankung gefunden. Wurden die Ergebnisse des Stuhltests mit den Symptomen des Patienten kombiniert, ließ sich bei etwa 30 Prozent der Patienten eine schwere Darmerkrankung schon in der Hausarzt-Praxis ausschließen. Eine Darmspiegelung wäre dann nicht notwendig.
Studien-Autor Dr. Sjoerd Eliast: "Unsere Forschung zeigt, dass durch die Symptome der Patienten mit einem Stuhltest kombiniert, die Zahl der unnötigen Endoskopie-Empfehlungen um etwa ein Drittel reduzieren könnte.“
Calproctein-Tets nicht genauer als FIT
Zusätzlich untersuchten die Forscher die Sicherheit des Calprotectin-Tests. Es zeigte sich, dass auch dieser Test die Diagnose von schweren Darmerkrankungen verbessert, aber nicht im gleichen Maße wie der FIT. Eine Kombination aus Calprotectin-Test und FIT macht die Diagnose nicht genauer.
Die Wissenschaftler geben zu bedenken, dass bei einigen Patienten eine schwere Darmerkrankung ohne Koloskopie möglicherweise übersehen werden könnte - und es zu einer falsch-negativen Diagnose kommt. Würden andauernde Beschwerden in solchen Fällen eng überwacht, könnte die Diagnose dennoch rechtzeitig gestellt werden, heißt es weiter.
Streit um immunologischen Stuhltest in Deutschland
In Deutschland haben alle Kassen-Patienten ab 50 Jahren Anrecht auf eine regelmäßige Darmkrebs-Vorsorge mit einem Stuhltest, ab 55 Jahren auf eine Darmspiegelung. Der bislang verwendete Guajak-basierte Bluttest (gFOBT) sollte dabei ab 1. Oktober 2016 vom FIT abgelöst werden. Das entschied der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA). Die Einführung verschiebt sich.
Die Entscheidung wurde von Ärztverbänden angefochten, die einen Aufschub bis März 2017 erreichten. Strittig ist anscheinend vor allem die Honorarfrage, denn der FIT wurde bislang von vielen Medizinern als privat zu zahlende Zusatzleistung (IGeL) angeboten.
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