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Krankenkassen laden zur Darmkrebsvorsorge ein

Sonntag, 14. Juli 2019 – Autor:
Seit dem 1. Juli 2019 laden die gesetzlichen Krankenkassen schriftlich zur Darmkrebs-Früherkennung ein. Wer 50 Jahre oder älter ist, könnte also bald Post von seiner Krankenkasse bekommen.
Darmkrebs-Früherkennung, Einladungsverfahren

Gesetzlich Versicherte ab 50 Jahren werden seit 1. Juli 2019 schriftlich zur Darmkrebs-Früherkennung eingeladen – Foto: ©kamasigns - stock.adobe.com

Die Darmkrebsvorsorge ist schon lange Bestandteil des gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms. Doch es wird nicht in so einem Umfang in Anspruch genommen, wie es wünschenswert wäre. Angesichts von 61.000 Darmkrebsneuerkrankungen pro Jahr, wurde ein Einladungsverfahren beschlossen, das es bisher nur für das Mammographie-Screening gibt.  

Am 1. Juli war Startschuss. Alle gesetzlich krankenversicherten Männer und Frauen ab 50 Jahren erhalten von ihren Krankenkassen eine schriftliche Einladung zur Darmkrebs-Früherkennung. Ziel ist es, viele Menschen über die Chancen der Darmkrebs-Früherkennung zu informieren und natürlich zur Teilnahme an dem Angebot zu bewegen.  

Schriftliche Einladung mit 50, 55 und 65 Jahren

Bei der Früherkennung von Darmkrebs ist vorgesehen, dass die Krankenkassen ihre Versicherten im Alter von 50, 55, 60 und 65 Jahren anschreiben und zur Untersuchung einladen. Zusätzlich erhalten die Patienten eine einheitliche Versicherteninformation mit Hinweisen zu Organisation, Ablauf, Nutzen und Risiken der Untersuchung.

Koloskopie für Männer ab 50

Neu ist außerdem, dass Männer bereits mit 50 Jahren eine Koloskopie  (Darmspiegelung) durchführen lassen können. Der Grund ist, dass sie ein höheres Risiko als Frauen haben, an Darmkrebs zu erkranken. Bei Frauen bleibt die Altersgrenze für die Koloskopie bei 55 Jahren. Die Regelungen zum iFOB-Test bleiben unverändert: Wie bisher kann ab 50 Jahren bei Frauen und Männern jährlich ein Test auf okkultes Blut im Stuhl durchgeführt werden, danach alle zwei Jahre.

Der Krebsinformationsdienst hat die zehn wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt:

1. Warum ist die Darmkrebs-Früherkennung für mich wichtig?

Darmkrebs lässt sich früh erkennen und auch wirksam vorbeugen. Er entsteht oft aus zunächst gutartigen Wucherungen der Darmwand, die in den Darm hineinragen, den sogenannten Darmpolypen. Sie können bei einer Darmspiegelung entfernt werden, bevor sie sich möglicherweise zu bösartigem Darmkrebs entwickeln. Aus diesem Grund bieten die gesetzlichen Krankenversicherungen allen Versicherten die Möglichkeit, an der Darmkrebs-Früherkennung teilzunehmen. Die Untersuchungen sind kostenlos.

2. Warum sollten Männer bereits ab 50 Jahren eine Darmspiegelung durchführen lassen?

Untersuchungen haben gezeigt, dass Männer früher und auch häufiger an Darmkrebs erkranken als Frauen.

3. Was wird bei der Darmspiegelung gemacht?

Die Darmspiegelung ist die zuverlässigste Methode zur Früherkennung von Darmkrebs. Nach einer gründlichen Darmentleerung wird der gesamte Dickdarm mit einem etwa 1,5 m langen, flexiblen Schlauch von etwa 1 cm Durchmesser untersucht (Koloskop). An seiner Spitze befinden sich eine kleine Lichtquelle und eine hochauflösende Minikamera. Entdeckte Polypen können gleich entfernt werden, da das Koloskop auch über einen Arbeitskanal verfügt, über den Hilfsgeräte wie Zangen oder Schlingen in den Darm vorgeschoben werden können.

4. Was wird beim Stuhltest gemacht?

Mit dem immunologischen Stuhltest wird eine Stuhlprobe auf nicht sichtbare Blutspuren hin untersucht. Diese können auf Darmpolypen oder Krebs hinweisen. Ein auffälliger Stuhltest muss durch eine Darmspiegelung abgeklärt werden. Weist der Test kein Blut nach, kann er in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Der Stuhltest ist weniger zuverlässig als die Darmspiegelung, weil nur solche Veränderungen erkannt werden können, die bluten. Immunologische Stuhltests werden in der gesetzlichen Früherkennung seit April 2017 eingesetzt. Sie entdecken Darmkrebs und seine Vorstufen besser und schlagen seltener falschen Alarm als der zuvor verwendete chemische Stuhltest.

5. Was passiert, wenn ich mich gegen eine Untersuchung entscheide?

Nichts. Die Teilnahme ist freiwillig, für den Versicherungsschutz hat dies keine Folgen. Sollten Sie an Darmkrebs erkranken, übernimmt die Krankenkasse die Behandlungskosten.

6. Was ist, wenn ich vor kurzem erst eine Darmspiegelung hatte, zum Beispiel wegen Darmbeschwerden?

Besprechen Sie diese Situation mit Ihrem Arzt. Eine zusätzliche Früherkennungsuntersuchung ist in diesem Fall eventuell nicht notwendig.

7. Wenn ich mich jetzt für den Stuhltest entscheide, kann ich dann keine Darmspiegelung mehr durchführen lassen?

Doch. Sobald Sie wieder Anspruch auf einen Stuhltest haben, können Sie anstelle des Stuhltests eine Darmspiegelung durchführen lassen.

8. Können auch Menschen die Darmkrebsfrüherkennung nutzen, die jünger als 50 sind?

Ja - beispielsweise Verwandte von Darmkrebs-Patienten - vor allem Eltern, Geschwister und Kinder. Diese haben ein höheres Risiko als die Normalbevölkerung, an Darmkrebs zu erkranken. Angehörige von Darmkrebspatienten sollten sich dazu von einem Arzt beraten lassen.

9. Ich habe noch kein Einladungsschreiben erhalten, kann ich trotzdem schon einen Stuhltest bzw. eine Darmspiegelung durchführen?

Wenn Sie das entsprechende Alter erreicht haben, können Sie das Angebot zur Früherkennung von Darmkrebs auch ohne Einladung nutzen.

10. Was muss ich tun, wenn ich eingeladen wurde und teilnehmen möchte?

Setzen Sie sich mit Ihrem Arzt in Verbindung. Den Stuhltest erhalten Sie beispielsweise bei Hausärzten, Gynäkologen, Urologen oder Internisten. Eine Darmspiegelung darf nur von Ärzten bestimmter Fachrichtungen durchgeführt werden, die zusätzlich eine entsprechende Qualifikation nachgewiesen haben. Meist sind dies Magen-Darm-Spezialisten (Gastroenterologen).

Foto: © kamasigns - Fotolia.com

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