Darmkrebsvorsorge - Studie belegt Nutzen der Virtuellen Koloskopie

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Die Wissenschaftler der Universitäten Amsterdam und Rotterdam luden fast 6000 Menschen zur Vorsorgeuntersuchung, davon einen Teil zur konventionellen, den anderen zur virtuellen Koloskopie. Von den zur konventionellen Methode Geladenen erschienen 22 Prozent zur Untersuchung, während 34 Prozent die Gelegenheit zur virtuellen Untersuchung nutzten, was eine um 55 Prozent höhere Quote darstellt. Als Ertrag der jeweiligen Screeningmethoden wurde die Zahl entdeckter fortgeschrittener Geschwülste betrachtet. Bezogen auf 100 Teilnehmer des Screenings lag der Ertrag der "normalen" Darmspiegelung bei 8,7, jener der virtuellen Methode bei 6,1. Damit wurde einmal mehr bestätigt, dass die konventionelle Koloskopie die genauere Methode ist.
Als Nutzen betrachteten die Wissenschaftler jedoch die Zahl der entdeckten Geschwülste im Verhältnis zur Zahl der Geladenen. Und da mehr Menschen die Einladung zur virtuellen Untersuchung angenommen hatten, verschwand so der Vorteil der realen Koloskopie. Die virtuelle Methode erwies sich im Effekt sogar als leicht überlegen mit einem Ertrag von 2,1 entdeckter Geschwülste pro 100 Einladungen im Vergleich zu 1,9 bei der konventionellen Untersuchung.
Bei der bisher üblichen Darmspiegelung wird ein etwa 1,2 Meter langer Schlauch mit einem Videochip in den Dickdarm eingeführt, wodurch die Darmwände von innen betrachtet werden können. Die virtuelle Koloskopie wird in der Regel mit einem Computertomographen (CT) durchgeführt und dann auch CT-Kolonographie genannt. Bei ihr wird ein dünner kurzer Schlauch in den Enddarm eingeführt, durch den Gas in den Dickdarm eingeblasen wird. So wird der Darm ausgedehnt, und die Darmwände werden für die folgende Untersuchung gut sichtbar. Der Patient wird nun für jeweils 10 bis 20 Sekunden einmal in Bauch- und dann in Rückenlage durch die CT-Röhre geschoben. Das eingeleitete Gas wird nach der Untersuchung schnell vom Körper aufgenommen und dann über die Lunge abgebaut.
Die virtuelle Untersuchungsmethode wird häufig als angenehmer wahrgenommen als die konventionelle. Schmerz-, Beruhigungs- oder Narkosemittel, wie sie häufig bei der "normalen" Darmspiegelung eingesetzt werden müssen, sind nicht nötig, und die Untersuchung ist schneller vorbei. Sowohl bei der konventionellen Koloskopie als auch bei der CT-Kolonographie darf am Vortag der Untersuchung keine feste Nahrung mehr gegessen und der Darm muss zusätzlich durch Abführmittel entleert werden.
Als Argument gegen die virtuelle Untersuchung wird neben der etwas geringeren Genauigkeit häufig die Tatsache angeführt, dass der Patient anschliessend doch noch zur konventionellen Koloskopie geschickt werden muss, wenn ein verdächtiger Befund entdeckt wird, denn nur beim konkreten Eingriff in den Körper können Geschwülste entfernt oder Gewebeproben entnommen werden. Bei der niederländischen Studie wurden allerdings nur neun Prozent wegen eines Befundes weiter zur Koloskopie geschickt, so dass der weitaus grösste Teil auf diese Untersuchung verzichten konnte.
Dennoch spricht auch einiges für die konventionelle Methode. Da ist zum einen das finanzielle Argument. Während eine reale Koloskopie rund 90 Euro kostet, sind bei der CT-Kolonographie etwa 400 Euro zu zahlen - und in Deutschland ist dies keine Kassenleistung. Auch empfindet durchaus nicht jeder die virtuelle Methode als angenehmer. Besonders das Einleiten von Gas in den Darm kann als störend wahrgenommen werden. Manche Patienten fürchten auch die Strahlen des Computertomographen, obwohl es sich hier um sogenannte low dose scans mit einer geringfügigen Strahlendosis handelt.
Die konventionelle Darmspiegelung wird also noch für einige Zeit der Standard in der Darmkrebsvorsorge bleiben. Für Patienten mit grosser Angst vor der normalen Darmspiegelung kann die virtuelle Methode jedoch eine sinnvolle Alternative sein, was nun durch die niederländische Studie bestätigt wurde. Eine Reihe von Kliniken und Praxen in Deutschland bieten sie als privat zu zahlende Leistung an.