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Mikrobiom könnte Darmkrebs anzeigen

Montag, 27. Mai 2019 – Autor:
Patienten, die an Darmkrebs erkrankt sind, weisen spezifische Veränderungen ihres Mikrobioms auf – und zwar über drei Kontinente hinweg. Das könnte ein neuer Ansatz für die Früherkennung dieser Krebsart sein.
Darmflora, Mikroben, Mikrobiom

Eine spezielle Zusammensetzung des Darmmikrobioms könnte auf Darmkrebs hindeuten – Foto: ©Alex - stock.adobe.com

Patienten, die an Darmkrebs erkrankt, weisen spezifische Veränderungen ihres  Mikrobioms auf - und zwar unabhängig davon, auf welchem Kontinent und in welcher Kultur sie leben. Das zeigt eine neue Studie. Die Ergebnisse könnten dafür genutzt werden, um eine nicht-invasive Methode zur Früherkennung dieser Krebsart zu entwickeln.

Die Rolle, die Darmmikroben bei der Entstehung von Darmkrebs - der dritthäufigsten Krebsart weltweit - spielen, ist bislang unklar. Um ihren Einfluss zu bestimmen, untersuchten Assoziationsstudien, wie sich die Mikroben, die den Darm von Darmkrebs-Patienten besiedeln, von denen unterscheiden, die in gesunden Probanden vorkommen.

29 Bakterienarten treten bei Darmkrebs häufiger auf

Wissenschaftler der Universität Kopenhagen (UCPH) und des Europäischen Labors für Molekularbiologie (EBML) in Heidelberg werteten bereits vorliegende Mikrobiom-Analysen aus China, Österreich, Frankreich, Deutschland, den USA, Italien und Japan aus. Ungefähr die Hälfte der Proben stammte von Darmkrebs-Patienten.

Sie fanden 29 Bakterienarten, die bei Darmkrebs-Patienten häufiger vorkommen. In dem Panel reproduzierbarer mikrobieller Marker, die mit Darmkrebs assoziiert sind, wurden sowohl bekannte Bakterien wie Fusobacterium nucleatum als auch neuartige mikrobielle Spezies und Gene gefunden.

Zusammenhang mit fett- und fleischreicher Ernährung

Zugleich entdeckten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen krebsassoziierten Darmmikroben und einer fett- und fleischreichen Ernährung. Denn gehäuft kamen Keime vor, die am Abbau von Amino- und Fettsäuren beteiligt sind.

Eine zweite Studie der Universität Trient zeigt, wie bestimmte Darmbakterienklassen Cholin, einen essentiellen Nährstoff in Fleisch und anderen Lebensmitteln, abbauen und in einen potenziell krebserzeugenden Metaboliten verwandeln. "Das Gen, das Cholin in einen potenziell gefährlichen Metaboliten abbaut, wird häufig von einer Bakterienart im Darmmikrobiom getragen, die keinen Namen hat und die wir Anfang dieses Jahres in einer anderen Arbeit entdeckt haben", erläutert Nicola Segata, Leiter der Trienter Studie.

Mikrobiom könnte Darmkrebs anzeigen

Beide Untersuchungen erschienen in dem Fachmagazin Nature Medicine. "Wir hoffen, dass wir die Mikrobiom-Signaturen in Zukunft als Biomarker und als diagnostisches Instrument für Darmkrebs verwenden können", bilanziert UCPH-Forscher Manimozhiyan Arumugam.

Wenn die Mikrobiom-Zusammensetzung den Darmkrebs nicht nur anzeigt, sondern Veränderungen im Mikrobiom bereits eine Rolle bei der Krebsentstehung spielen, könnten die Darmflora sogar ein therapeutisches Ziel sein, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität.

Foto: alex/fotolia.com

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