Coronatest, ohne dass man das Haus verlassen muss

Für den Coronatest zu Hause muss man mit einem Wattestäbchen einen Abstrich an der Rachenschleimhaut machen. Die Probe geht dann per Post ans Labor.
Erkältung, Grippe – oder doch Corona? Wenn die für diese Erkrankungen typischen Symptome sich massiver anfühlen an sonst, kann das für eine Infektion mit dem Coronavirus sprechen. Dies gilt vor allem dann, wenn die für Corona charakteristischen Symptome spürbar intensiver sind, als man es von früheren Infekt-Erfahrungen her kennt: Von den in Deutschland infizierten haben 58 Prozent trockenen Husten, 43 Prozent haben Fieber. Das zeigen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI). Auch Müdigkeit, Atemschwierigkeiten sowie Kopf- und Gliederschmerzen können Anzeichen für eine Corona-Infektion sein.
„Patienten sind stark verunsichert und wünschen sich Klarheit über ihren Gesundheitszustand. Gleichzeitig können Vor-Ort-Tests ein massives Gesundheitsrisiko für alle Beteiligten darstellen", sagt Felix Kaiser, Geschäftsführer des Telemedizinportals „Fernarzt". „Wartezimmer und Kliniken sind überfüllt, Praxen müssen schließen und es fehlt an Kapazitäten und Schutzausrüstung. Unser System ist an der Belastungsgrenze – hier kann Telemedizin effektiv helfen."
Tests: Bei Symptomen, Aufenthalt in Risikogebiet, Infizierten-Kontakt
In Berlin startet jetzt ein Pilotprojekt für Corona-Tests ohne physischen Arztbesuch, das schrittweise auf andere Regionen ausgedehnt werden soll. Adressaten sind Patienten, die sich nach ärztlicher Einschätzung und Vorgaben des Robert-Koch-Instituts testen lassen sollten. Ein Verdachtsfall setzt voraus, dass Sie Symptome haben UND sich in den letzten 14 Tagen in Risikogebieten aufgehalten haben, oder Kontakt mit einem bestätigten Fall hatten. Möglichst viele Tests sind wichtig, um eine Infektion möglichst früh zu entdecken, die Person in Quarantäne zu schicken und durch ein Unterbrechen von Infektionsketten die Weiterbreitung der COVID-19-Erkrankung zumindest zu verlangsamen.
Corona-Testkit: Hin- und Rückversand per Post
Und so läuft der Heimtest laut Fernarzt ab: Patienten mit entsprechenden Symptomen füllen zunächst einen Online-Fragebogen aus, aus dem hervorgehen soll, ob man sich potentiell infiziert hat oder nicht. Auf Basis dieser „digitalen Anamnese" erhalten sie im Anschluss eine ärztliche Einschätzung. Besteht ein nach Vorgaben des Robert-Koch-Instituts begründeter Verdacht auf eine Infektion mit dem neuen Erreger sowie die Indikation zur Testung, wird dem Patienten ein Testkit zum Selbstabstrich nach Hause geschickt.
Patient kann Abstrich im Rachen selbst durchführen
In diesem Paket sind Instruktionen und Materialien für einen Abstrich enthalten. Der Patient kann den Abstrich des Rachens nach ärztlicher Anleitung selbst durchführen. Nach erfolgtem Abstrich wird das Paket versiegelt und per Kurier oder vorfrankiertem medizinischen Versand an das Partner-Labor geschickt und dort ausgewertet. Die Ergebnisse erhält der Patient dann laut Fernarztinnerhalb innerhalb von drei bis vier Tagen. Positive Testbefunde werden durch das Labor direkt dem Gesundheitsamt gemeldet. Für Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 existiert eine gesetzliche Meldepflicht.
Kosten müssen selbst getragen werden
Die Kosten für den Testservice inklusive Laborauswertung müssen Patienten selbst übernehmen. Privatversicherte können dem Anbieter zufolge zur Kostenübernahme Ihren Versicherer kontaktieren. Bei dem Test handelt es sich laut Fernarzt nicht um eine Corona-Schnelltest, sondern um einen Polymerasekettenreaktionstest (PCR), der zuverlässigere Ergebnisse als ein Schnelltest ergebe. Die PCR-Testmethode beruht auf dem Nachweis von Virusbestandteilen in flüssigem Material aus oberen oder tieferen Atemwegen, zum Beispiel aus dem Mund oder Nasenbereich des Rachens, das im Falle einer Infektion Spuren des Erregers enthält.
Der zunächst für Berlin angebotene Service soll schrittweise auch in anderen Regionen verfügbar sein. Mit der Ausweitung des Pilotprojekts plant es das Telemedizinportal Fernarzt, Labortests bald bundesweit zu ermöglichen – mit dem Ziel, die Ansteckungsgefahr für weitere Personen wie Ärzte, Pflegekräfte sowie für andere Patienten wirksam herabzusetzen. Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte sollen zudem durch die gezielten Tests in der Vor-Ort-Versorgung entlastet werden. Dem Virologen Alexander Kekulé zufolge steckt ein mit dem Coronavirus Infizierter statistisch zwei bis drei weitere Personen an.
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