
CFS geht mit einer so großen Erschöpfung einher, dass normale Aktivitäten zum Teil nicht mehr möglich sind
Das Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) ist nach wie vor eine noch kaum verstandene Erkrankung. Neben der schweren Erschöpfung geht sie mit verschiedenen körperlichen und mentalen Symptomen einher. Bei der Mehrzahl der Patienten beginnt die Erkrankung, die auch als myalgische Enzephalomyelitis (ME) bezeichnet wird, mit den Symptomen einer Infektionskrankheit. Eine ursächliche Behandlung für das CFS gibt es nicht. Einer Studie von Forschern der Charité – Universitätsmedizin Berlin zufolge kann jedoch eine sogenannte Immunoadsorption bei einem Teil der Patienten die Symptome lindern.
Bestimmte Antikörper werden aus dem Blutplasma entfernt
Für die Studie, die im Magazin PlosOne veröffentlicht wurde, hat das Forscherteam rund um Carmen Scheibenbogen, Madlen Loebel und Petra Grabowski von der Charité zehn Patienten, die unter CFS litten, mit dem Immunoadsorptions-Verfahren behandelt. In einer früheren Studie hatten die Wissenschaftler bereits bei etwa 30 Prozent der ME/CFS-Patienten erhöhte Level von Autoantikörpern gegen ß2-adrenerge und muskarinerge M3- und acytelcholinerge M4-Rezeptoren entdeckt, die möglicherweise für einige der ME/CFS-Symptome verantwortlich sind. Die These war nun, dass das Filtern dieser Antikörper die Symptomatik verbessern könnte.
Alle behandelten Patienten hatten erhöhte Level von ß2-Antikörpern und weniger als 50 Punkte auf der Bell-Skala, einer Skala zur Einschätzung des Schweregrades der Erkrankung. Bei allen wurde das Chronische Erschöpfungssyndrom durch einen Infekt getriggert und sie wurden nach den Kanadischen Konsenskriterien (CCC) diagnostiziert. Sieben Probanden hatten zusätzlich erhöhte Level von ß1-/M3/M4-Antikörpern.
Bei der Immunoadsorption wurden Immunglobuline des Typs G im Laufe einer Woche außerhalb des Körpers aus dem Blutplasma gefiltert. Die Immunoadsorption wird auch bei Autoimmunkrankheiten wie der Multiplen Sklerose oder der Myasthenia Gravis eingesetzt, vor allem bei schweren Verläufen und wenn andere Therapien nicht mehr wirken.
Deutliche Verbesserung der Symptomatik durch Immunoadsorption
Die Ergebnisse der Studie: Bei neun der Teilnehmer sanken die spezifischen Antikörperlevel durch die Behandlung deutlich ab und sieben Patienten zeigten eine rasche Verbesserung der Symptomatik. Bei drei Patienten hielt die Verbesserung sogar über 12 Monate an, bei den anderen kamen die Symptome nach einigen Wochen bzw. Monaten wieder zurück. Die Erfolge spiegelten sich auch in den Schrittzählern wider; allerdings änderte sich durch die Therapie an der Muskelkraft und der Gefäßfunktion nichts.
Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass ß2-Antikörper sowie Antikörper generell eine größere Rolle in der Pathogenese spielen könnten als bisher gedacht und dass die Immunoadsorption in Zukunft bei der Behandlung der ME/CFS genutzt werden könnte, um die Symptomatik zu lindern. Die Ergebnisse müssten allerdings noch durch größere Studien bestätigt werden. Die aktuelle Studie wurde durch Fresenius Medical Care unterstützt.
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