Alzheimer: Eiweißablagerungen beginnen schon ab 50

Denksport kann Alzheimer nicht verhindern, aber hinauszögern
Es sind Eiweißablagerungen im Gehirn, die zu Morbus Alzheimer führen. Die so genannten Beta-Amyloide zerstören nach und nach Nervenzellen des Gehirns und das Gedächtnis. Per Positronen-Emissions-Tomographie (PET) können Ärzte die für Alzheimer typischen Beta-Amyloide im Gehirn nachweisen. Australische Nuklearmediziner haben diese Untersuchungsmethode für eine Studie mit älteren Menschen genutzt. Über einen Zeitraum von durchschnittlich vier Jahren haben sie 200 Studienteilnehmer auf Eiweißablagerungen im Gehirn mittels PET und einer schwach radioaktiv markierten Substanz, die sich an die Alzheimer-Proteine anlagert, mehrfach untersucht. Die Wissenschaftler errechneten, dass die Eiweißablagerungen bereits zwanzig Jahre vor Ausbruch der Alzheimer Krankheit einsetzen. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachmagazin „Lancet Neurology“ veröffentlicht.
Rund ein Drittel der über 50-Jährigen hat Eiweißablagerungen im Gehirn
„Wir wissen jetzt, dass sich Alzheimer über einen langen Zeitraum entwickelt", sagt Prof. Dr. Detlef Moka, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Nuklearmediziner in Essen. „Weitere nuklearmedizinische Untersuchungen zeigen, dass etwa 20 bis 40 Prozent aller Menschen über 50 Jahre bereits Eiweißablagerungen im Gehirn haben.“
Doch offenbar lässt sich der Ausbruch von Morbus Alzheimer durch Bildung und geistige Aktivität hinauszögern. Das jedenfalls legt eine weitere nuklearmedizinische Studie nahe, die kürzlich im Fachmagazin „Neurology“ publiziert wurde.
Ein Forscherteam hatte eine Gruppe von geistig gesunden Senioren untersucht, die Eiweißablagerungen im Gehirn hatten und sich damit in einem frühen Alzheimer-Stadium befanden. Mit dem Radiotracer Fluorodeoxyglucose (FDG) wiesen die Wissenschaftler nach, wie stark die Ablagerungen das Gehirn bereits geschädigt hatten. „FDG wird wie Zucker von den Hirnzellen aufgenommen und ist deshalb ein Maß für die Stoffwechselaktivität“, erläutert Nuklearmediziner Moka. Bei einer Demenz ist die FDG-Aktivität in den Gedächtnisregionen des Gehirns vermindert, der Stoffwechsel verlangsamt.
Das Gehirn kann offenbar Ausfälle kompensieren und kognitive Reserven nutzen – sofern sie vorhanden sind
Trotz eindeutig nachgewiesener Eiweißablagerungen und verminderter Stoffwechselaktivität in den betroffenen Hirnregionen hatten einige der Senioren jedoch keinerlei kognitive Einschränkungen. Sie schnitten in Demenztests gut ab und seien, wie die Forscher schreiben, geistig voll auf der Höhe gewesen. Diese Studienteilnehmer konnten eine gute Ausbildung vorweisen. Die Wissenschaftler sehen darin den Beweis, dass Bildung einen günstigen Effekt auf die Demenzentwicklung hat. Auch Nuklearmediziner Moka sieht das so: „Bildung und geistige Aktivitäten wie Schachspielen, Lesen oder sozialer Austausch erweitern die kognitiven Reserven im Gehirn, die offenbar den Beginn der alzheimertypischen Hirnleistungsstörung hinauszögern.“ Vermutlich würden andere Hirnregionen genutzt, um die täglichen Denkaufgaben zu erledigen. „Wir können deshalb allen Menschen nur raten, sich früh und bis ins hohe Alter geistig fit zu halten.“
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