2022: Mindestens 15.000 Hitzetote – allein in Europa

Europa erwärmt sich im Zuge des Klimawandels offenbar schneller als alle anderen Kontinente. – Foto: AdobeStock/Sasa Kadrijevic
Der Klimawandel ist keine Krankheit. Und doch gehen Wissenschaftler davon aus, dass er die größte Gesundheitsgefahr des 21. Jahrhunderts darstellen wird. Allein im Sommer dieses Jahres sind europaweit mehr als 15.000 Menschen an den Folgen von hohen Temperaturen gestorben. Das zeigen Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auffällig daran: Mit 4.500 Opfern sind in Deutschland mehr Menschen an Hitze gestorben als beispielsweise in Spanien, von wo wochenlang sengende Hitze von 40 Grad und mehr gemeldet wurde. In Spanien waren laut WHO etwa 4.000 Hitzetote zu beklagen, in Großbritannien weitere 3.200. Experten gehen davon aus, dass diese Zahlen erst der Anfang sind, denn: Europa erwärmt sich offenbar schneller als andere Kontinente.
Hitze: Kinder, Alte und chronisch Kranke besonders gefährdet
Auch das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) beziffert die Menge der Hitzetoten in Deutschland mit rund 4.500. Dieser Wert erfasst laut RKI ein ganzes Feld möglicher Todesursachen – von klar identifizierbaren Hitze-Notfällen wie dem Hitzschlag bis hin zu Herz-Kreislauf-Problemen oder Lungenerkrankungen bei Personen mit Grunderkrankungen. Kinder, Alte und chronisch Kranke gelten bei Hitze als besonders gefährdet. Hitzetodesfälle bis ins Detail und zweifelsfrei festzustellen, gilt dabei als schwierig. Für ihre Schätzungen nutzten die Experten des RKI die offizielle Sterbefallstatistik, zogen die Todesfälle infolge von Covid-19 ab und kombinierten sie in einem Rechenmodell mit Temperaturdaten aus diesem Sommer.
2022: Sonnigster Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
Verglichen mit dem langjährigen Durchschnitt sei der Sommer 2022 in Deutschland der sonnigste und viertwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen, sagen Wetterexperten. In diesem Jahr habe es viele Hitzewochen gegeben, vergleichbar mit dem Rekordsommer 2018. Laut RKI waren innerhalb Deutschlands weniger die notorisch an Trockenheit leidenden Gebiete wie Brandenburg betroffen, sondern vielmehr der Westen und Süden. Im Westen Deutschlands (NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) wurden rund 2.000 Todesfälle der Hitze zugeschrieben, im Süden (Bayern, Baden-Württemberg) rund 1.400 Fälle. Die Gesamtzahl der Todesfälle von 4.500 im laufenden Jahr liegt Experten zufolge auf einem ähnlichen Niveau wie 2015, 2019 und 2020.
Europa: Temperaturen steigen doppelt so schnell
Die Autoren der Studie erwarten, dass es durch den Klimawandel auch in Zukunft vermehrt zu Perioden extremer Hitze in Deutschland kommen wird, die weitreichende gesundheitliche Risiken mit sich bringen können. Nach dem Klimabericht der Welt-Wetterorganisation der Vereinten Nationen (WMO) und des „Copernicus Climate Change Service“ erwärmt sich Europa offenbar deutlich schneller als andere Regionen der Welt. Dem Bericht zufolge sind hier die Temperaturen in den vergangenen 30 Jahren mehr als doppelt so schnell gestiegen wie im globalen Durchschnitt – um 0,5 Grad pro Jahrzehnt. Der WMO zufolge ist dies der höchste Wert aller Kontinente.