Wie Stress gute Vorsätze zunichte macht

Unsere Entscheidungen hängen auch davon ab, wie gestresst wir gerade sind – Foto: Focus Pocus LTD - Fotolia
Wie jedes Jahr fassen viele Menschen am 1. Januar gute Vorsätze, doch meist wird es schon nach wenigen Wochen schwierig, sich daran zu halten. Erschwert wird das, wenn wir unter Stress leiden. Forscher von der Universität Zürich wollten nun herausfinden, wie stark dieser Effekt bereits bei moderatem Stress ist. An ihrer Studie nahmen 51 Personen teil.
Das Forscherteam um Neurologin Silvia Maier setzte einen Teil der Studienteilnehmer einer Situation aus, die bekanntlich zu moderaten Stressreaktionen im Gehirn führt: Sie mussten ihre Hand drei Minuten lang in Eiswasser tauchen. Danach zeigten die Wissenschaftler den Probanden Bilder von verschiedenen Nahrungsmitteln, zwischen denen sie nun wählen sollten. Präsentiert wurden jeweils ungesunde, aber schmackhafte Nahrungsmittel sowie gesundes, aber weniger leckeres Essen. Alle Probanden hatten vorher angegeben, einen gesunden Lebensstil zu führen.
Stress verändert neuronale Verbindungen
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass sich die Teilnehmer, die vorher ihre Hand im Eis baden mussten, verstärkt für das ungesunde Essen entschieden, während die Kontrollgruppe eher bei ihren üblichen Ernährungsgewohnheiten blieb und gesündere Nahrungsmittel wählte. Da die Probanden während der Versuchsphase mittels eines Magnetresonanz-Tomographen untersucht wurde, konnten zeitgleich die Folgen des Stresses im Gehirn sichtbar gemacht werden. Es zeigte sich, dass bei den gestressten Teilnehmern zwischen den Hirnregionen, die für die Ausübung von Selbstkontrolle wichtig sind, bestimmte neuronale Verbindungsmuster verändert waren. Zu diesen Regionen gehören der Mandelkern, das Striatum und der für die Entscheidungsfindung wichtige dorsolaterale und ventromediale präfrontale Kortex.
Schon moderater Stress setzt Entscheidungsfähigkeit herab
Die Forscher erklären, dass offenbar schon mäßiger Stress unsere Entscheidungen beeinträchtigen kann. Es kann also bereits ein einzelnes anstrengendes Meeting oder ein schwieriges Kundengespräch am Morgen ausreichen, um unsere Selbstkontrolle herabzusetzen und beispielsweise die Wahl unseres Mittagessens zu beeinflussen. „Dies ist eine wertvolle Erkenntnis, da moderate Stressfaktoren häufiger sind als extreme Ereignisse und daher die Selbstkontrolle häufiger und bei einem größeren Teil der Bevölkerung beeinflussen“, kommentieren die Studienautoren. Nun sei es wichtig zu erforschen, warum einige Menschen widerstandsfähiger gegen Stress sind als andere und welche Faktoren das Gehirn vor den Folgen von Stress schützen können.
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