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Gute Vorsätze brauchen einen guten Plan

Montag, 28. Dezember 2020 – Autor:
Gute Vorsätze scheitern für gewöhnlich. Das ist kein Drama, hält aber viele davon ab, sich künftig Gutes vorzunehmen. Wie man es besser machen kann, erklärt eine Gesundheitsexpertin der Deutschen Schlaganfallhilfe.
Je konkreter gute Vorsätze sind, desto weniger sind sie zum Scheitern verurteilt

Je konkreter gute Vorsätze sind, desto weniger sind sie zum Scheitern verurteilt – Foto: ©Michael - stock.adobe.com

Immer weniger Menschen nutzen den Jahreswechsel für gute Vorsätze. Die Corona-Pandemie könnte das möglicherweise ändern. Doch viel zu oft scheitert es an der Umsetzung. Um aus Wünschen Taten werden zu lassen, braucht es einen guten Plan. Die Ziele müssen fassbar werden, sagt Miriam Hilker Gesundheitswissenschaftlerin der Stiftung Deutschen Schlaganfall-Hilfe. Und: Für gute Vorsätze gibt es keinen falschen Zeitpunkt.

Frau Hilker, wie viele Menschen in Deutschland fassen gute Vorsätze für das neue Jahr?

Zuletzt waren es knapp 40 Prozent, wobei die Tendenz rückläufig war. Vielleicht liegt das daran, dass die Leute es leid sind, sich immer wieder die gleichen Ziele zu setzen, die sie dann doch nicht erreichen.

So schlimm?

Leider ja. Studien belegen: Mehr als zwei Drittel geben auf, viele schon nach wenigen Wochen.

Haben Sie auch bessere Nachrichten?

Ja, Scheitern ist kein Drama, es gehört dazu. Was lernen wir nicht gerade alles in der Coronakrise? Ich bin mir sicher, dass wir langfristig gestärkt daraus hervorgehen. Das gilt auch im Kleinen. Wenn ich mir etwas vornehme, was nicht funktioniert, heißt das nicht, dass es nicht funktionieren kann. Es liegt vermutlich daran, dass ich keinen Plan hatte, oder den falschen.

Könnte es der falsche Plan sein, 2021 mehr Sport treiben zu wollen? Wenn Fitness-Studios und Schwimmbäder geschlossen sind und Vereine ihr Training eingestellt haben?

Würde ich nicht sagen. Mehr Sport macht immer Sinn. Und es gibt viele Möglichkeiten, sich zu bewegen. Aber ich muss natürlich solche Rahmenbedingungen in meine Überlegungen einbeziehen. Und "Ich will mehr Sport treiben" ist noch lange kein Plan, sondern lediglich ein Vorsatz. So ein Vorsatz ist zum Scheitern verurteilt, wenn ich daraus keine konkreten Ziele ableite. Ich muss Ziel und Weg genau beschreiben, erst dann sollte ich starten.

Was raten Sie mir, wenn ich zu den zwei Dritteln gehöre, die schon mehrfach gescheitert sind?

Dann würde ich an Ihrer Stelle analysieren, woran genau Sie scheiterten. Lag es daran, dass Ihr Ziel nicht reizvoll genug erschien? Manche Menschen fassen ihre Vorsätze aus reiner Vernunft. Das reicht meist nicht, um genügend Motivation zu erzeugen. Psychologen sagen: "Das Ziel muss leuchten!" Oder war der Plan nicht gut genug? Gab es Störfaktoren, die sie nicht berücksichtigt haben? Es kann viele Gründe geben. Deshalb sollten Sie ein solches Vorhaben nicht starten ohne eine gründliche Vorbereitung.

Haben die Deutschen eigentlich eine Top-10 der immer gleichen Vorsätze?

Ja und nein. Es gibt schon diese Dauerbrenner, die sich viel um Gesundheit drehen. Mehr Sport treiben, sich gesünder ernähren und abnehmen liegen immer weit vorn. Durch die junge Generation kommt aber Bewegung rein. Da gibt es plötzlich ganz neue Vorsätze, etwa weniger Online-Zeit verbringen oder gesellschaftliche Anliegen. Viele wollen nachhaltiger, klimaneutraler leben. Das finde ich sehr spannend.

Denken Sie, Corona wird Einfluss haben auf die Vorsätze der Menschen?

Ganz sicher. Diese Krise und die Lockdowns haben dazu geführt, dass wir alle viel Zeit und Anlass hatten, in uns zu gehen. Das wird die Menschen gerade in dieser besonderen, stillen Zeit des Jahreswechsels bewegen, darüber nachzudenken, was sie in Zukunft verändern möchten oder müssen.

Das Interview wurde von der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe aufgezeichnet. Praktische Tipps, wie Ziele besser bilden erreicht werden können, hat die Stiftung e auf ihrer Website zusammengestellt: www.schlaganfall-hilfe.de/motivation

Foto: © Adobe Stock/Michael

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