Wie erkenne ich einen Herzinfarkt?

Stechende Schmerzen direkt hinter dem Brustbein sind das klassische Symptom beim Herzinfarkt. – Foto: AdobeStock/peterschreiber.media
Der Herzinfarkt kommt plötzlich, oft in Stress-Situationen oder solchen mit erhöhter Kraftanstrengung, denn hier kommt es zu stärkeren Blutdruckschwankungen. Oft kommt er aber auch in den frühen Morgenstunden, während wir ruhig im Bett liegen. Der Grund dafür ist: Am Morgen lassen Tageslicht und „innere Uhr“ des Menschen den Blutdruck und auch den Stresshormonspiegel steigen. Und dann passiert es.
Beim Herzinfarkt zählt buchstäblich jede Minute
Der Herzinfarkt gehört zu den gravierendsten Notfallsituationen überhaupt. Es besteht unmittelbar Lebensgefahr. Nicht in jeder medizinischen Notlage kommt es im wörtlichen Sinn auf jede Minute an – beim Herzinfarkt schon. Warum? Beim Herzinfarkt wird – durch ein Blutgerinnsel – eins der drei großen Herzkranzgefäße (Koronararterien) verschlossen. Die Folge: Eine ganze Partie des Herzmuskels wird nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.
Je schneller die Behandlung beginnt und dieser Zustand beendet werden kann, desto mehr Herzmuskelgewebe kann vor dem Untergang gerettet werden, desto weniger Komplikationen treten auf und die Gefahr einer chronischen Herzschwäche wird vermindert. Die Prognose hängt daher entscheidend davon ab, wie schnell man selbst handelt, wie zügig der Notarzt eintrifft und wie weit der Patient von einem Krankenhaus entfernt ist.
Fast jeder zweite Infarktpatient stirbt vor Ankunft im Krankenhaus
„Gelingt es nicht, das Gefäß innerhalb weniger Stunden wieder zu eröffnen, stirbt das Muskelgewebe, das von der Blutzufuhr abgeschnitten ist, ab“, heißt es in einer Patienteninformation des „Bundesverbands Deutscher Internistinnen und Internisten“. „Je größer das verschlossene Gefäß, desto größer auch der Infarkt.“ Fast jeder zweite Betroffene stirbt, noch ehe er das Krankenhaus erreicht. Bei einem schweren Infarkt kann die Pumpleistung des Herzens so stark beeinträchtigt sein, dass der Kreislauf mehr oder weniger zusammenbricht. Die Medizin spricht hier von einem „kardiogenen Schockzustand“ – also einer dramatischen Minderversorgung lebenswichtiger Organe, verursacht durch den Teil-Ausfall des Herzmuskels.
Verdacht auf Herzinfarkt: So handelt man richtig
„Wer einen Herzinfarkt erleidet oder miterlebt, kann das Herz vor irreparablen Schäden und Komplikationen bis hin zum Tod nur schützen, indem er/sie bei Verdacht auf Herzinfarkt sofort den Rettungsdienst mit dem Notruf 112 alarmiert“, sagt Heribert Schunkert, stellvertretender Vorstandschef der Deutschen Herzstiftung und Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums München (DHM).
Besonders gefährlich: Das Kammerflimmern
„Zeitverluste beim Herzinfarkt durch zögerliches Verhalten von Betroffenen und Angehörigen sind fatal, weil der Infarkt jederzeit in bösartige Herzrhythmusstörungen übergehen kann“, sagt Kardiologe Schunkert weiter. Dieses sogenannte Kammerflimmern, bei dem das Herz über 300-mal pro Minute schlägt, führt innerhalb weniger Sekunden zum Herzstillstand. Nur ein über den Notruf 112 herbeigerufenes Rettungsteam kann mit einem Defibrillator das flimmernde Herz wieder in seinen normalen Rhythmus und den Patienten anschließend sofort in die nächstgelegene Klinik zur Infarktversorgung bringen.
Das sind typische Anzeichen für einen Herzinfarkt
- Todesangst
- schwere, stechende Schmerzen im Brustkorb, häufig direkt hinter dem Brustbein – und damit eher in der Brustmitte als links davon, wo viele das Herz lokalisieren würden.
- Typisch für die Schmerzen ist, dass sie länger als fünf Minuten andauern.
- Zusätzlich können Schmerzen im Rücken (zwischen den Schulterblättern) oder im Oberbauch ein Alarmzeichen sein (Verwechslung mit „Magenschmerzen“ möglich).
- Die Schmerzen können in den linken Arm, den Hals oder Oberbauch ausstrahlen.
- Engegefühl in der Brust
- Herzrhythmusstörungen
- feuchte, kalte Haut
- Übelkeit/Erbrechen
Achtung: Bei Älteren können die Symptome diffuser sein
Je älter die Person mit Herzinfarkt ist, desto weniger ausgeprägt kann der typische Brustschmerz sein. Bei Frauen häufiger als bei Männern können – zusätzlich zu den oben genannten Schmerzen oder auch alleine – weitere Symptome wie Atemnot, Übelkeit oder Erbrechen, Schwitzen, Benommenheit oder Schwindel sowie unerklärliche Müdigkeit ein Alarmzeichen sein.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Todesursache Nummer eins
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie der Herzinfarkt sind nach Zahlen des Statistischen Bundesamts weiterhin die häufigste Todesursache in Deutschland. Im jüngsten ausgewerteten Statistikjahr 2020 waren hierauf mit 338.001 Toten gut ein Drittel (oder 34 Prozent) aller Sterbefälle zurückzuführen. Mit einem Anteil von 53 Prozent sind Frauen stärker betroffen als Männer (47 Prozent). An einem akuten Myokardinfarkt (Herzinfarkt) selbst starben der Statistikbehörde zufolge 44.529 Menschen.