Weniger Chemotherapie bei B-Zell-Lymphom – weniger Nebenwirkungen

Studie zum B-Zell-Lymphom: Patienten mit geringer Tumorlast sind mit sechs Chemo-Zyklen offenbar übertherapiert
Diagnose B-Zell-Lymphom: Ohne Therapie führt diese besonders aggressive Form von Lymphdrüsenkrebs innerhalb weniger Wochen zum Tod. Dank einer Immun-Chemotherapie haben die Betroffenen heute jedoch gute Überlebenschancen. Das bisherige Behandlungsregime sieht sechs Zyklen einer Chemotherapie vor, die mit dem Antikörper Rituximab kombiniert werden – einem Immuntherapeutikum.
Doch die Therapie hat ihren Preis. Die Chemotherapie hat eine hohe Toxizität und bringt zahlreiche Nebenwirkungen mit sich. Dazu zählen die Polyneuropathie, eine hohe Anfälligkeit für Infekte sowie starke Übelkeit und Erbrechen. Weniger Chemotherapie würde also mehr Lebensqualität für die Patienten bedeuten. Doch ist das verantwortbar?
Ergebnisse der Flyer-Studie deuten darauf hin, dass man die Chemotherapie bei bestimmten Patienten um ein Drittel reduzieren kann - bei gleich guten Überlebenschancen.
Vier statt sechs Chemotherapie-Zyklen
In die multizentrische Studie wurden insgesamt 592 Patienten im Alter von 18 bis 60 Jahren mit geringer Tumorlast einschlossen. Die Ärzte wollten wissen, ob bei diesen sogenannten jungen Niedrigrisikopatienten weniger Chemotherapie-Zyklen ebenso wirksam sind wie die bisher übliche Therapie mit sechs Chemo-Zyklen. Darum wurde die eine Gruppe nach dem üblichen Therapieregime behandelt, die andere erhielt lediglich vier Chemotherapie-Zyklen.
Das verblüffende Ergebnis: Die 3-Jahres-Überlebensrate von Patienten, die mit vier Zyklen Chemotherapie behandelt wurden, lag bei 99 Prozent, ferner waren 96 Prozent der Patienten zu diesem Zeitpunkt vollkommen tumorfrei. Bei den Patienten, die sechs Mal Chemotherapie erhalten hatten, lagen diese Werte bei 98 Prozent bzw. 94 Prozent.
Fast alle haben die ersten drei Jahre überlebt
„Das ist ein hervorragendes Therapieergebnis“, kommentiert Dr. Viola Pöschel, Erstautorin der Studie und Ärztin am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg. Entscheidend sei, dass die Heilungsraten der Patienten, die weniger Chemotherapie-Zyklen erhalten haben, genauso gut seien. „Dabei hatten sie weniger Nebenwirkungen zu erleiden wie die Patienten, die sechs Chemo-Zyklen bekommen haben.“
Weniger Nebenwirkungen
Die Studienergebnisse gelten allerdings nur für Patienten zwischen 18 und 60 Jahren, die aufgrund einer geringen Tumorausbreitung ohnehin eine bessere Prognose haben. Gerade aber ältere und gebrechliche Patienten leiden besonders stark unter den Nebenwirkungen der Chemotherapie. Inwieweit Ältere mit geringer Tumorlast von einer Reduzierung der Chemotherapie profitieren, wird aktuell deutschlandweit unter der Federführung der Homburger Spezialisten in der OPTIMAL-Studie untersucht. Möglicherweise sind auch diese Patienten mit sechs Chemo-Zyklen übertherapiert. „Jeder Zyklus Chemotherapie weniger wäre ein echter Gewinn für die Patienten, auch was die Lebensqualität betrifft“, so Pöschl.
Die FLYER-Studie wurde in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht und von der Deutschen Krebshilfe gefördert. Insgesamt waren Ärzte aus 138 Zentren in Deutschland, Dänemark, Norwegen, Israel und Italien beteiligt.
Das B-Zell-Lymphom ist die häufigste Form des Non-Hodgkin-Lymphoms. Das Non-Hodgkin-Lymphom wiederum zählt zu den zehn häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland.
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