Wenige Kliniken behandeln das Gros der Corona-Patienten

Vor allem große Krankenhäuser haben seit Beginn der Corona-Pandemie die meisten Covid-19-Patienten in Deutschland medizinisch versorgt. – Foto: AdobeStock/Tobias Arhelger
Bei Covid-19-Patienten, die wegen eines schwereren Krankheitsverlaufs eine stationäre Behandlung benötigen, leisten wenige große Krankenhäuser einen Großteil der Versorgungsarbeit. Der jetzt veröffentlichte „Krankenhaus-Report 2022“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt: Ein Viertel der Kliniken hat zuletzt knapp zwei Drittel (62 Prozent) aller stationären Covid-19-Fälle behandelt. Dabei konzentriert sich die Versorgung bei Kliniken mit durchschnittlich rund 700 Betten – bei Universitätskliniken und Krankenhäusern der Maximalversorgung. Dagegen haben sehr viele weniger große Krankenhäuser mit einer Durchschnitts-Bettenzahl von unter 300 nur eine geringe Zahl der Patienten behandelt.
Covid-19: Krankheitsbild für spezialisierte Schwerpunktzentren
„Die Versorgung dieses Krankheitsbildes ist sehr komplex und aufwendig und sollte in erster Linie an Schwerpunktzentren mit entsprechender Ausstattung und Erfahrung erfolgen“, sagte Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIN), anlässlich der Vorstellung des Reports. „Dies gilt besonders, wenn die Patientinnen und Patienten beatmet oder sogar an eine künstliche Lunge angeschlossen werden müssen.“ Die Zahlen zeigten, dass es trotz einer bereits vorhandenen Konzentration der Versorgung noch Optimierungspotenzial gebe.
Mit Covid-19 im Krankenhaus: Jeder Fünfte stirbt
Für den aktuellen Report wurden Krankenhausdaten von insgesamt rund 230.000 AOK-versicherten Covid-19-Erkrankten ausgewertet. Die Analyse zeigt im bisherigen Verlauf der Pandemie eine hohe Sterblichkeit der stationär behandelten Patienten von 19 Prozent. Bei den Beatmeten liegt sie sogar bei 51 Prozent. Besonders hoch ist die Sterblichkeit in der Altersgruppe der über 80-Jährigen mit 76 Prozent.
Corona-Impfung schützte Ältere stark vor schweren Verläufen
Die Einführung der Impfungen sei der wichtigste Meilenstein im Kampf gegen Covid-19 und zum Schutz der älteren Menschen vor einer schweren Erkrankung gewesen, sagte Intensivmediziner Karagiannidis weiter. Dadurch sei der Anteil der stationär behandelten älteren Patienten über 70 Jahre vor allem in der dritten Pandemiewelle von März bis Mai 2021 deutlich gesunken. Zuletzt sei ihr Anteil in der vierten Pandemiewelle von Oktober bis Dezember 2021 aber wieder auf über 50 Prozent gestiegen. „Das hat mit der immer noch zu geringen Impfquote gerade bei den älteren Menschen zu tun“, so Karagiannidis. Covid-19 führe nach wie vor zu schweren Erkrankungen, auch wenn sich die Lage auf den Intensivstationen in der Omikron-Welle etwas entspannt habe.
Im Pandemieverlauf: Deutlicher Rückgang bei invasiven Beatmungen
Auffällig sind laut Karagiannidis Veränderungen in der Beatmungstherapie im bisherigen Pandemieverlauf: Während in der ersten Welle 2020 noch etwa 75 Prozent der Patienten primär invasiv beatmet wurden, waren es in der zweiten Welle 37 Prozent. In der vierten Welle Ende 2021 lag der Wert nur noch bei rund 30 Prozent. „Es stellt sich die Frage, welche Bedeutung der Zeitpunkt der Intubation für die Gesamtprognose hat“, so Karagiannidis. Hier gebe es noch Forschungsbedarf, eine Studie zu diesem Thema sei überfällig.
Diese Behandlungs-Fortschritte gab es seit Pandemiebeginn
Der Intensivmediziner betonte, dass es im Verlauf der Pandemie deutliche Fortschritte in der Therapie von Covid-19 gegeben habe. So habe beispielsweise durch die Bauchlage bei wachen und beatmeten Patienten die Intubationsrate vermindert werden können. Auch die Entwicklung von Medikamenten wie Tocilizumab oder der Einsatz von monoklonalen Antikörpern in der Frühphase der Erkrankung seien wichtige Meilensteine.
Krankenhaus-Report: Klinik-Fallzahlen brachen wegen Corona ein
Dem Krankenhaus-Report 2022 zufolge hat die Corona-Pandemie – trotz teilweiser Überlastung von Intensivstationen – unterm Strich zu einem Einbruch bei der Zahl der Krankenhausbehandlungen geführt, im Vergleich zur Zeit vor der Covid-19-Pandemie. Im ersten Jahr der Pandemie brachen die Zahlen demnach um rund 13 Prozent ein, im zweiten Pandemiejahr gaben sie noch einmal leicht nach.
Als Erklärung dafür werden die Angst vor Ansteckung im Krankenhaus genannt, aber auch Personalknappheit infolge von Ansteckungen unter Mitarbeitern. So nahmen Patienten Vorsorge-Untersuchungen etwa für Darmkrebs nicht wahr, Kliniken mussten planbare Eingriffe verschieben, Patienten mit leichteren Notfällen wählen nicht die 112 und blieben lieber zu Hause.