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Was hilft bei sozialer Phobie?

Donnerstag, 20. Juli 2017 – Autor: Anne Volkmann
In Europa sind mehr als zehn Millionen Menschen von einer sozialen Angststörung betroffen. Die Ergebnisse der aktuellen Forschungen zur Frage, welche Therapien am besten wirken, haben nun Mediziner der Universität Gießen zusammengetragen.
Soziale Phobie behandeln

Soziale Phobien schränken die Lebensqualität erheblich ein – Foto: ©pathdoc - stock.adobe.com

Soziale Phobien gehören zu den Angststörungen. Betroffene befürchten vor allem, in sozialen Situationen im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen und sich peinlich oder beschämend zu verhalten. Verhängnisvoll wird es insbesondere dann, wenn die soziale Phobie in ein Vermeidungsverhalten führt. Sozialer Rückzug und Isolation sind dann häufige Folgen und Beziehungen, Aktivitäten und sogar das Arbeitsleben sind nur noch schwer oder auch gar nicht mehr aufrechtzuerhalten. Meist beginnt die soziale Phobie in frühen Lebensabschnitten; später kommen dann häufig psychische Begleiterkrankungen wie Depressionen und sogar körperliche Folgestörungen hinzu.

Psychotherapien sind Mittel der Wahl

Wegen des großen Risikos der Entwicklung weiterer psychischer Störungen sind wirksame Therapien bei sozialer Phobie besonders wichtig. Um den aktuellen Forschungsstand dazu darzustellen, haben Professor Falk Leichsenring und Professor Frank Leweke, beide von der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Justus Liebig Universität Gießen, die Literatur gesichtet und ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Das Fazit der Mediziner: Psychopharmaka, insbesondere SSRIs, sind bei sozialer Phobie durchaus wirksam, doch die Erfolge von Psychotherapien sind dauerhafter. „Nach den geltenden Leitlinien ist Psychotherapie das Mittel der Wahl, was die Behandlung angeht“, so die Autoren. Der Darstellung zufolge haben sich in der psychotherapeutischen Behandlung insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie sowie die psychodynamische Therapie als wirksam erwiesen. In der kognitiven Verhaltenstherapie lernen Betroffene unter anderem, die Aufmerksamkeit – beispielsweise während eines Vortrags – nicht auf sich selbst zu richten, sondern auf die Zuhörer. Ein Videofeedback soll dabei dazu dienen, dass die Betroffenen die verzerrten Vorstellungen, die sie von sich selbst haben, korrigieren können.

In der psychodynamischen Therapie wird der zum Teil unbewusste Hintergrund der Symptomatik herausgearbeitet. Dabei werden verschiedene Situationen beleuchtet, in denen die Symptome aufgetreten sind, um das eigene Verhalten besser zu verstehen lernen. Welche der beiden Therapien bei welchen Personen am besten wirkt, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt, so Leichsenring und Leweke. Offenbar ist dies von Patient zu Patient verschieden.

Soziale Phobien führen häufig zu Folgestörungen

Schätzungen zufolge sind etwa zehn Millionen Menschen in Europa von sozialer Phobie betroffen. Experten raten zu einer frühzeitigen Therapie, denn soziale Phobien führen in vielen Fällen zu weiteren psychischen Störungen wie Depressionen, generalisierten Angststörungen, Zwangskrankheiten sowie Alkohol- oder Tablettenabhängigkeit oder Essstörungen. Bei dieser Vielschichtigkeit der Symptome wird dann eine gezielte Behandlung komplizierter.

Foto: © pathdoc - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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