„Aufsuchende Therapie“ soll Patienten mit schwerer Agoraphobie helfen

Wer unter einer stark ausgeprägten Agoraphobie leidet, kann kaum noch eine ambulante Psychotherapie aufsuchen – Foto: ©koldunova_anna - stock.adobe.com
Menschen mit Agoraphobie haben Angst vor Situationen oder Orten, die sie nicht unmittelbar verlassen können oder bei denen sie im Notfall vermeintlich keine schnelle Hilfe bekommen würden. Solche Situationen können beispielsweise der Aufenthalt an öffentlichen Plätzen, in Menschenmengen oder öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch an allen anderen Orten außerhalb der eigenen Wohnung sein. Das Vermeiden dieser Situationen führt bei einer besonders schwer ausgeprägten Agoraphobie dazu, dass die Patienten die eigene Wohnung nicht mehr selbständig verlassen können und dass ihre Lebensführung massiv eingeschränkt ist.
Patienten können manchmal nicht mehr die Wohnung verlassen
Eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT) stellt für die Agoraphobie die psychotherapeutische Behandlungsmethode der ersten Wahl dar. Insbesondere bei leichter und mittelschwerer Symptomausprägung kann es hierdurch häufig zu einem Symptomrückgang oder sogar einem völligen Verschwinden der Symptomatik kommen.
In schweren Fällen kann es jedoch sein, dass die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, selbstständig die eigene Wohnung zu verlassen. Sie sind deshalb auf die kontinuierliche Unterstützung anderer Menschen angewiesen und können deshalb ambulante Psychotherapietermine nicht regelmäßig wahrnehmen. Hierdurch beschleunigt sich der bereits begonnene „Teufelskreis“ von Angst und Vermeidung weiter und begünstigt so eine Chronifizierung der Erkrankung.
Psychotherapeuten kommen zu den Patienten nach Hause
Die Charité bietet daher in Kooperation mit dem Zentrum für Psychotherapie der Humboldt-Universität zu Berlin (ZPHU) sowie dem Sozialpsychiatrischen Dienst (SpD) Berlin eine sogenannte „aufsuchende Therapie“ für Patienten an, die aufgrund einer schweren Agoraphobie nicht mehr in der Lage sind, ohne die Unterstützung durch Dritte ihre häusliche Umgebung zu verlassen. Im Rahmen dieses wissenschaftlich begleiteten Behandlungsangebotes werden die Betroffenen durch die Therapeuten unmittelbar aufgesucht und die Therapie wird in der Wohnung der Betroffenen begonnen. Anschließend wird die Verhaltenstherapie am Zentrum für Psychotherapie am Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin ambulant fortgesetzt.
Das Angebot wird von der Studie „ExIT To HopE“ begleitet. Dafür sucht die Charité noch Patienten mit einer schweren Agoraphobie, die aufgrund der Erkrankung nicht mehr oder ausschließlich in Begleitung anderer ihre Wohnung verlassen können. Die Probanden müssen mindestens 18 Jahre alt sein sowie im erweiterten Berliner Stadtgebiet wohnen. Zudem dürfen sie nicht unter einer Substanzabhängigkeit oder einer psychotischen Erkrankung leiden. Interessierte können sich telefonisch unter +49 30 450 517 017 oder per Mail bei carolin.liebscher(at)charite.de melden.
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