Was die Corona-Impfstoffe unterscheidet

Ein neuer Impfstoff, der bald zugelassen wird, ist weniger wirksam aber einfacher zu handhaben – Foto: ©felipecaparros - stock.adobe.com
Bislang sind zwei Impfstoffe in Deutschland zugelassen, der Impfstoff von Biontech/Pfizer und der von Moderna. Beides sind mRNA-Impfstoffe. AstraZeneca hat für seinen vektorbasierten Impfstoff die EU-Zulassung beantragt und könnte ab Ende Januar erhältlich sein. Johnson&Johnson könnte im Februar seinen Zulassungsantrag stellen.
Das unterscheidet die Corona-Impfstoffe: Bei Biontech/Pfizer wurde eine Wirksamkeit von 95 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung errechnet, bei Moderna waren es 94 Prozent. Die Moderna-Vakzine darf erst ab 18 Jahren verimpft werden, Biontech/Pfizer ab 16 Jahren.
Klassische Impfreaktionen traten häufig auf
Bei beiden Impfstoffen setzt der Schutz etwa zehn Tage nach der ersten Dosis ein, der maximale Effekt stellt sich nach der zweiten Dosis ein, die nach drei beziehungsweise vier Wochen gegeben werden sollte. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Immunologie biete bereits die erste Dosis nach 14 Tagen einen beträchtlichen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen.
Klassische Impfreaktionen (Schmerzen und Schwellungen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Fieber) traten bei beiden Impfstoffen in den Zulassungsstudien sehr häufig auf. Das Paul-Ehrlich-Institut hat jetzt erste Meldungen über Nebenwirkungen bis zum 10. Januar 2021 ausgewertet, bis dahin wurde in Deutschland nur der Impfstoff von Biontech/Pfizer verimpft.
51 Fälle schwerwiegender Nebenwirkungen
Es wurden 325 Fälle von Nebenwirkungen geschildert. In 51 Fällen wurde über schwerwiegende Reaktionen berichtet. Die Rate für schwerwiegende Vorfälle betrug 0,08 pro 1.000 Impfungen. Die Personen wurden entweder im Krankenhaus behandelt oder die Reaktionen wurden als medizinisch bedeutsam eingeordnet.
In 7 dieser Fälle sind die Personen gestorben. Diese Patienten waren 79 bis 93 Jahren alt, alle hatten schwerwiegende Vorerkrankungen. In 17 Fällen traten allergische Symptome auf, davon sechs Fälle mit anaphylaktischen Reaktionen.
Fünf bis 30 Tage im Kühlschrank haltbar
Der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer ist aufwändig in der Handhabung. Er muss bei minus 70 Grad Celsius transportiert und gelagert werden. Nach dem Herausnehmen aus dem Gefrierschrank bleibt er ungeöffnet bis zu fünf Tage im Kühlschrank haltbar.
Der Moderna-Impfstoff wird bei minus 20 Grad Celsius transportiert und gelagert. Er bleibt nach dem Herausnehmen aus dem Gefrierschrank bis zu 30 Tage im Kühlschrank haltbar.
AstraZeneca für Allergiker verträglicher?
AstraZeneca hat einen vektorbasierten Impfstoff entwickelt. Die Wirksamkeit liegt bei 70 Prozent. Er wird ebenfalls in zwei Dosen verabreicht, zwischen der ersten und der zweiten sollten vier bis zwölf Wochen liegen. Der Impfstoff lässt sich bei Kühlschrank-Temperaturen transportieren und lagern. Damit könnte er auch in Arztpraxen verimpft werden. Er ist zudem weitaus preiswerter als das Biontech/Pfizer- und Moderna-Präparat.
Bei diesen traten beim Impfen allergische Reaktionen auf. Forscher vermuten, dass es an dem Inhaltsstoff Polyethylenglycol (PEG) liegen könnte, der auch in Kosmetikartikeln enthalten ist. Der Vektorimpfstoff von AstraZeneca ist frei davon, er könnte daher für starke Allergiker besser verträglich sein.
Johnson&Johnson und CureVac brauchen nur Kühlschrank-Temperatur
Johnson&Johnson hat einen Vektor-Impfstoff entwickelt, der bereits nach einer Dosis die volle Wirkung entfalten soll. Zum Grad der Wirksamkeit gibt es noch keine belastbaren Daten. Er kann bei Kühlschrank-Temperatur transportiert und gelagert werden und liegt vom Preis her zwischen AstraZeneca und Biontech/Pfizer und Moderna.
CureVac lässt seinen RNA-Impfstoff derzeit in einer Phase-3-Studie testen und rechnet mit der Zulassung im Sommer. Der Impfstoff soll auch bei Kühlschranktemperaturen transportiert und gelagert werden können.
Was die Corona-Impfstoffe noch unterscheidet
Was die Corona-Impfstoffe noch unterscheidet: mRNA-Impfstoffe enthalten Teile der Erbinformation des Virus in Form von RNA. Nach der Impfung wird die RNA von menschlichen Körperzellen aufgenommen. Sie nutzen die RNA als Vorlage, um Virusproteine zu produzieren. Diese Virusproteine (Antigene) aktivieren das Immunsystem und erzeugen so die schützende Immunantwort. Es werden Antikörper produziert sowie Gedächtniszellen, die den Virusbestandteil beim nächsten Mal wiedererkennen und angreifen.
Bei Vektor-Impfstoffen dient ein abgeschwächtes Virus, zum Beispiel ein Schnupfen-Virus, als Transportmittel (Vektor) für einen Teil der Erbinformation von SARS-CoV-2. Körperzellen nehmen diese auf und produzieren ein oder mehrere Antigene. Die lösen die Immunantwort aus.
Bei Totimpfstoffen mit Virusproteinen wird die Erbinformation mit dem Bauplan für ein Virusprotein in Bakterien, Hefe oder in Säugetierzellen eingebracht. Die produzieren das Virusprotein. Es wird gereinigt und als Antigen verimpft. Das löst die Immunantwort aus.
Impfung trotz Erkältung möglich
Da noch kein Impfstoff für Kinder unter 16 Jahren vorhanden ist, sollen sie derzeit nicht geimpft werden. Die Impfung in der Schwangerschaft und Stillzeit ist derzeit nur nach individueller Risiko-Nutzen-Abwägung empfohlen. Wer an einer akuten Krankheit mit Fieber über 38,5°C leidet, soll erst nach Genesung geimpft werden.
Eine Erkältung oder gering erhöhte Temperatur (unter 38,5°C) ist kein Grund, die Impfung zu verschieben. Bei einer Überempfindlichkeit gegenüber einem Impfstoffbestandteil sollte nicht geimpft werden. Patienten sollten dem Impfarzt vor der Impfung mitteilen, wenn sie Allergien haben.
Wieviel Impfstoff Deutschland bekommt
Von Biontech/Pfizer kommen mindestens 60 Millionen Dosen über die EU, zudem hat sich Deutschland eine Option auf weitere 30 Millionen Dosen gesichert. Von Moderna erhält Deutschland 50,5 Millionen Dosen über die EU, über weitere Dosen wird national verhandelt.
Von AstraZeneca sollen 56 Millionen Dosen über die EU kommen, von Johnson&Johnson 37 Millionen Dosen über die EU. Dieser Impfstoff wird noch in einer Phase-3-Studie getestet. Von CureVac werden mindestens 42 Millionen Dosen über die EU erwartet, außerdem gibt es eine nationale Option auf 20 Millionen Dosen. Er wird ebenfalls noch in einer Phase-3-Studie getestet.
Foto: Adobe Stock/felipecaparros