Was bei schmerzenden oder juckenden Narben hilft

Narben können noch lange Schmerzen. Oft hilft eine Kombination aus mehreren Therapien – Foto: ©Goffkein - stock.adobe.com
Ein chirurgischer Eingriff, ein tiefer Schnitt mit dem Messer oder einer Glasscherbe ins Gewebe – und schon entsteht eine Narbe. Narben sind das Ergebnis des Wundheilungsprozesses. Das faserreiche Ersatzgewebe ist gesunder Haut allerdings unterlegen. Manche Menschen bekommen diese Unterlegenheit buchstäblich noch lange zu spüren: Die Narbe schmerzt oder juckt, vor allem nachts, und es besteht eine Art Fremdkörpergefühl. Manchmal können Narben auch zu Funktionsbeeinträchtigungen führen. All das kann hohen Leidensdruck erzeugen. Hautärzte sagen, dass krankhafte Narben behandelt werden müssen. Doch was hilft gegen die Schmerzen und den Juckreiz?
„Es gibt bei Narben keine Behandlungsmethode der ersten Wahl, jedes Therapieziel muss individuell mit dem Patienten festgelegt werden“, erklärt Professor Dr. Uwe Paasch, Dermatologe an der Universität Leipzig. Die aktualisierte S2k-Leitlinie „Behandlung pathologischer Narben“ der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e.V. (DDG) zeigt auf, welche therapeutischen Optionen empfehlenswert sind.
Rote, erhabene Narben können große Beschwerden machen
Zunächst wird zwischen „hypertrophen“ Narben und „atrophen“ Narben unterschieden. Anders als die eingesunkenen („atrophen“) Narben, sind hypertrophe Narben rot und erhaben. Wenn es zu einer überschießenden Narbenbildung kommt, also der ursprüngliche Bereich der Verletzung überschritten wird, sprechen Ärzte von einem Keloid. Das ist ein gutartiges, aber hartnäckiges Geschwulst, das sich nur selten von alleine zurückbildet.
Hypertrophe Narben hingegen können nach Monaten von alleine verschwinden, jedoch auch über lange Zeit Beschwerden machen. „Auch wenn hypertrophe Narben und Keloide zu den gutartigen Hautveränderungen gehören, sind viele Betroffene behandlungsbedürftig, denn die Symptome können ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen und zu ihrer Stigmatisierung führen“, sagt Paasch.
Kortison und Vereisung werden kombiniert
Die wichtigsten Behandlungsoptionen für hypertrophe Narben und Keloide sind nach der Leitlinie die Injektion von Triamcinolon in Kristallsuspension und die Kryotherapie.“ Das synthetische Glukokortikoid (Kortison) Triamcinolon wird direkt in die Narbe gespritzt. Es reduziert das exzessive Narbenwachstum, indem es die Kollagensynthese hemmt. Bei der Kryotherapie handelt es sich um eine Vereisung der Narbe mit flüssigem Stickstoff. In der aktualisierten Leitlinie wird empfohlen, beides in Kombination anzuwenden.
Narben nach Verbrennung sprechen gut auf Lasertherapie und Microneedling an
Ist eine hypertrophe Narbe nach Verbrennung oder Verbrühung entstanden und macht Probleme, empfiehlt die Leitlinie gleich drei Behandlungsoptionen: Bewährt haben sich demnach die fraktionierte ablative Lasertherapie, das Microneedling und die Kompressionstherapie. Bei der fraktionierten Lasertherapie wird eine Wundheilungssequenz angestoßen, bei der Hitzeschockproteine eine entscheidende Rolle spielen. Microneedling bedeutet, dass die Haut mit vielen kleinen Nadeln durchstochen wird, was zu sogenannten Mikrotraumen führt. Diese stoßen eine Wundheilungskaskade an, was ebenso wie die Lasertherapie zu einem „Remodeling“ in der Haut führt.
Vorsicht vor dem Skalpell
Erstmals werden in der Leitlinie die Therapieoptionen Hyaluronidase, Kalziumkanalblocker und Plasma erwähnt. Doch aufgrund der geringen Datenlage für diese Behandlungsoptionen können die Experten keine Empfehlung für oder gegen die Anwendung geben.
Operative Maßnahmen werden wegen der geringen Erfolgsaussichten nur nach intensiver Abwägung und mit zusätzlicher Anschlussbehandlung etwa Bestrahlung, Druckbehandlung und Triamcinoloninjektion empfohlen.
„Festzuhalten bleibt, dass es bei der Behandlung hypertropher Narben immer um eine individuell auf die Patientin/den Patienten abgestimmte Therapie handeln muss“, betont der DDG-Medienbeauftragte Professor Peter Elsner, vom Universitätsklinikum Jena. Mit nur einem Therapieansatz werde häufig keine ausreichende Wirksamkeit erzielt. „Eine Kombination mehrerer Therapien ist erforderlich“, so Elsner
Foto: © Adobe Stock/Goffkein