
Stress setzt den pigmentbildenden Zellen im Haarfollikel zu – Foto: ©Drobot Dean - stock.adobe.com
Wie kann Stress zu grauen Haaren führen? Das wollte eine Gruppe von Harvard-Forschern wissen. Sie fanden heraus, dass Stress dauerhafte Schäden an Stammzellen in Haarfollikeln verursacht. So können keine Pigmente mehr gebildet werden. Ihre Studie wurde im Fachmagazin Nature veröffentlicht.
Studienobjekt waren Mäuse, die verschiedenen Stresssituationen ausgesetzt wurden. In der Folge traten weiße Flecken in ihrem Fell auf. Das Team um Bing Zhang von der Abteilung für Stammzellen und Regenerative Biologie in Harvard stellte zunächst die Hypothese auf, dass Stress einen Immunangriff auf pigmentproduzierende Zellen auslöst.
Auch ohne Cortisol färbten sich die Haare grau
Als Mäuse, denen Immunzellen fehlten, immer noch ergrauten, wandten sich die Forscher dem Stress-Hormon Cortisol zu. Stress erhöht den Cortisol-Spiegel im Körper. Als die Wissenschaftler den Mäusen die Nebenniere entfernten, damit sie keine Cortisol-ähnlichen Hormone produzieren konnten, entfärbten sich ihre Haare unter Stress immer noch.
Nun konzentrierten sich die Forscher auf das sympathische Nervensystem, das für die durch Stress ausgelöste Kampf- oder Fluchtreaktion des Körpers verantwortlich ist. Sympathische Nerven verzweigen sich in jeden Haarfollikel auf der Haut.
Unter Stress werden pigmentbildende Zellen aufgebraucht
Die Forscher fanden heraus, dass die Nerven veranlasst, den Botenstoff Noradrenalin freizusetzen, der von in der Nähe befindlichen Stammzellen aufgenommen wird. Stammzellen im Haarfollikel fungieren als Reservoir pigmentproduzierender Zellen. Wenn sich das Haar regeneriert, wandeln sich einige der Stammzellen in pigmentproduzierende Zellen (Melanozyten) um, die das Haar färben.
Noradrenalin bewirkte nun eine übermäßige Aktivierung der Stammzellen. Die Stammzellen wanderten aus dem Haarfollikel und wandelten sich alle in pigmentproduzierende Zellen um, wodurch das Reservoir vorzeitig erschöpft wurde.
Stress führt zu grauen Haaren
Bereits nach wenigen Tagen gingen alle pigmentregenerierenden Stammzellen verloren. Sobald sie verschwunden waren, konnten keine Pigmente mehr gebildet werden. So führt Stress zu grauen Haaren. Ob das Ergrauen im Rahmen des Alterungsprozesses ähnlich funktioniert, muss noch geklärt werden.
Fazit der Forscher: Die Ergebnisse können dazu beitragen, die breiteren Auswirkungen von Stress auf verschiedene Organe und Gewebe zu beleuchten. Dieses Verständnis wird den Weg für neue Studien ebnen, die versuchen, die schädlichen Auswirkungen von Stress zu modifizieren oder zu hemmen.
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