Warum die HPV-Impfung bei Jugendlichen wichtig ist

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Impfung gegen Humane Papillomviren schon bei Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren – um sie vor Krebs im Erwachsenenalter zu schützen. – Foto: AdobeStock/Valerii Honcharuk
Die COVID-19-Impfung hat absolut jeder im Kopf. Bei aller Relevanz warnen Experten aber davor, andere lebenswichtige Impfungen auf die leichte Schulter zu nehmen: die gegen die „Humanen Papillomviren“ (HPV) zum Beispiel. Nach Zahlen der Deutschen Krebshilfe erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 7.700 Menschen an HPV-bedingtem Krebs – allen voran an Gebärmutterhalskrebs. HPV-Viren können aber noch in anderen Körperpartien Krebserkrankungen auslösen: im Mund- und Rachenraum, im Darmausgang sowie im männlichen Genitalbereich.
Impfung bei Jungen und Mädchen zwischen 9 und 14 ratsam
Seit 2018 wird von der offiziellen Impfkommission STIKO die Impfung gegen krebserregende humane Papillomviren für Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen (versäumte Impfungen können bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden). Sie schützt Frauen vor Gebärmutterhalskrebs und sowohl Frauen als auch Männer vor den anderen HPV-induzierten Krebsarten. Trotz dieser seltenen Möglichkeit, sich vor Krebs durch Impfung zu schützen (es gibt bisher nur zwei), sind immer noch viel zu wenige junge Menschen geimpft. Darauf weisen das Deutsche Krebsforschungszentrum und die Deutsche Krebshilfe anlässlich des HPV-Awareness-Days am 4. März hin. Die beiden Institutitionen appellieren an alle Eltern, diese wichtige Chance zur Krebsprävention nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.
HPV: Nur 43 Prozent der Mädchen sind vollständig geimpft
„Ganz Deutschland hofft derzeit darauf, dass wir durch zügige Corona-Impfungen schnellstmöglich eine schützende Herdenimmunität erreichen", sagt Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). „Doch bei der HPV-Impfung haben wir bereits seit Jahren diese große Chance und lassen sie ungenutzt."
„Herdenimmunität“ erst ab Impfrate von 70 Prozent
Die HPV-Impfrate innerhalb der deutschen Bevölkerung ist Experten zufolge im Vergleich zu anderen westlichen Ländern gering. Gerade einmal 43 Prozent der 15-jährigen Mädchen sind vollständig geimpft. „Damit ist Deutschland noch weit von einem flächendeckenden Schutz vor krebserregenden humanen Papillomviren entfernt“, heißt es bei der Krebshilfe weiter. Diese sogenannte Herdenimmunität gilt erst ab einer Durchimpfungsrate von mindestens 70 Prozent als erreicht. Tausende von Krebsfällen im Jahr ließen sich durch eine frühe und konsequente Impfung vermeiden.
Kinder impfen – zur Krebsvermeidung im Erwachsenenalter
Beim Coronavirus ist die Motivation, zum Impfen zu gehen, bei den allermeisten stark: Schließlich kann es jeden jederzeit treffen – und schon ist die Krankheit da. Überzeugungsarbeit in Sachen Impfung ist deshalb bei COVID-19 kaum mehr nötig. Anders bei den HPV-bedingten Krebsarten: Sie treten meist erst Jahrzehnte nach der Infektion mit den Viren auf. „Diese Bedrohung bleibt für viele abstrakt und motiviert nicht unmittelbar zum Handeln“, sagt Gerd Nettekoven, der Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. Vielen sei nicht bewusst, dass mit der HPV-Impfung Kinder und Jugendliche heute schon vor vermeidbaren Krebserkrankungen im Erwachsenenalter geschützt werden könnten. Dabei sei ein Termin für eine HPV-Impfung schnell vereinbart: „Ein kurzer Anruf beim Kinder- oder Hausarzt genügt.“
„Humane Papillomviren“ (HPV): Was genau ist das?
Humane Papillomviren sind laut Deutscher Krebshilfe weit verbreitet und infizieren sowohl Frauen als auch Männer. Sie werden oftmals bereits beim ersten Sexualkontakt übertragen. Fast jeder Mensch infiziert sich im Laufe seines Lebens mit den Viren, wobei die Infektion meist unerkannt verläuft und von selbst wieder abklingt. Derzeit werden 12 der mehr als 200 bislang bekannten HPV-Typen als krebserregend eingestuft.