
Pandemie-Experten Streeck und Stöhr: Omikron ist kein Turbovirus – Foto: © Adobe Stock/ Dan74
Omikron ist vor zehn Tagen erstmals in Südafrika aufgetaucht. Außer dass die neue Coronavirus-Variante mehr Mutationen am Spike-Protein hat, weiß man bislang nicht viel über die neue Mutante. Dennoch sprechen erste Experten bereits von einem Turbovirus. Der Präsident des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnte so gleich vor der Entstehung einer Super-Variante des Coronavirus. „Meine große Sorge ist, dass es zu einer Variante kommen könnte, die so infektiös ist wie Delta und so gefährlich wie Ebola", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe vor einer Woche. Die WHO hatte das Risiko als „sehr hoch“ und besorgniserregend eingestuft.
Alles nur Spekulationen
Der Virologe Hendrik Streeck kritisierte unterdessen die Panikmache. „Ich finde das sehr spekulativ, jetzt auch das Bild an die Wand zu malen, dass wir es mit einer Super-Variante zu tun haben, wo wir eine enorme Übertragung haben werden“, sagte er dem Sender phoenix. Natürlich müsse man alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. „Aber im Moment wissen wir das alles nicht", erklärte Streeck. Es dürften derzeit keine vorschnellen Schlüsse gezogen werden, egal in welche Richtung.
Infektionszahlen sind das Hauptproblem
Das Hauptproblem sind seiner Ansicht nach die Infektionszahlen bei uns. Darauf müssten wir uns konzentrieren, ganz egal, welche Variante das im Moment sei so der Leiter des Instituts für Virologie der Uniklinik Bonn. „Kontrollieren wir Delta, kontrollieren wir dadurch auch die Omikron-Variante." Der Umgang mit Omikron sei am Ende der gleiche, wie mit Delta. „Also idealerweise impfen, boostern, AHA+L-Regeln und natürlich bei hohen Inzidenzen Kontaktbeschränkungen helfen uns auch weiterhin, dieses Virus einzudämmen.“
Omikron ist kein Turbovirus
Auch der Virologe Klaus Stöhr hat vor "Omikron-Alarmismus" gewarnt: Die neue Corona-Mutante sei "zu beachten", doch sei völlig klar, dass neue Varianten auftauchten. Aber genau wie bei Alpha und Delta wird es kein Turbovirus sein und auch keine neue Pandemie verursachen", sagte der Pandemie-Fachmann und ehemalige WHO-Mitarebeiter im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Bis gegen März werde ohnehin keine signifikante Menge an aktualisiertem Impfstoff produziert werden können, falls das notwendig sein würde.
Ausbreitung der Omikron-Variante kann nicht verhindert werden
Hendrik Streeck machte bei phoenix außerdem deutlich, dass eine Ausbreitung der Omikron-Variante nicht verhindert werden könne: "Wenn es eine Variante weltweit geben sollte, die sich besser durchsetzt als andere Varianten, also wenn sie einen Vorteil hat in der Verteilung, zum Beispiel in der Übertragung, bessere Fluchtmutation vom Immunsystem oder eine höhere virale Fitness - wie wir das nennen -, dann wird sich dieses Virus auch weltweit durchsetzen", sagte Streeck.
Zudem widersprach Streeck der These, dass eine Impfung Virus-Mutationen begünstige. Das Gegenteil sei der Fall. Epidemiologische Studien zeigten, dass in Ländern mit hoher Impfquote weniger Virusevolution auftrete. Man könne das damit erklären, dass das Virus Zeit brauche, sich zu entwickeln. "Bei einer geimpften Person greift aber, auch wenn sie sich infizieren sollte, sofort das Immunsystem und man lässt dem Virus überhaupt keine Zeit, sich zu entwickeln." Man sehe daher in der Evolution weniger Veränderungen bei Geimpften als bei Ungeimpften.