Verdichtung auf dem Krankenhausmarkt scheint unausweichlich
Die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser hat sich 2011 und 2012 spürbar verschlechtert. Während sich in 2010 noch zehn Prozent im roten Bereich mit erhöhter Insolvenzgefahr befanden, waren es in 2011 schon 13 Prozent. Leicht gefährdet also im gelben Bereich waren 14 Prozent. Einen Jahresverlust schrieben im Jahr 2010 genau 16 Prozent der Krankenhäuser, 2011 wer es dagegen fast doppelt so viele, nämlich ein Drittel. Das geht aus dem aktuellen Krankenhaus Rating Report 2013 des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) hervor, der letzte Woche auf dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit in Berlin vorgestellt wurde.
Besonders schlecht geht es demnach den öffentlich-rechtlichen Kliniken. Sie schneiden durchschnittlich schlechter ab als freigemeinnützige oder private. So lagen im Jahr 2011 21 Prozent der öffentlich-rechtlichen Häuser im „roten Bereich“, aber nur 14 Prozent der freigemeinnützigen und 2 Prozent der privaten. Eine Ausnahme waren ostdeutsche kommunale Kliniken mit nur 8 Prozent im „roten Bereich“. Allerdings verschlechterte sich die Lage vieler freigemeinnütziger Krankenhäuser überproportional stark, nachdem sie viele Jahre lang ähnlich gut im Rating abschnitten wie die privaten.
Kliniken haben in 2011 mehr Personal eingestellt, das schlägt sich in den Bilanzen nieder
„Ein Grund für die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage deutscher Krankenhäuser könnte ein erheblicher Personalaufbau in 2011 sein, denn die Zahl der Vollkräfte im Krankenhaus nahm um 1,7 Prozent zu“, vermutet Studienautor Dr. Boris Augurzky vom RWI. Er hält die für 2013 und 2014 zugesagten Hilfspakte der Bundesregierung in Höhe von 1,1 Milliarden Euro prinzipiell für hilfreich, sieht aber langfristig weiteren Handlungsbedarf. „Die angekündigte Finanzspritze dürfte die Lage stabilisieren, aber schon ab 2015 droht ohne Gegenmaßnahmen wieder eine Verschlechterung.“ Bis 2020 könnten sich 19 Prozent der Häuser im „roten Bereich“ befinden, prophezeit Augurzky.
Erlöse steigern oder Kosten senken, diese beiden Alternativen haben Kliniken, um den wirtschaftlichen Druck abzufedern. Doch für viele dürfte das wie die Wahl zwischen Pest und Cholera sein. Denn der Anstieg der Patientenzahlen – und damit der Erlöse – könnte künftig geringer ausfallen, heißt es in dem Rating Report. Und auch auf der Kostenseite dürfte es dem einzelnen Krankenhaus zunehmend schwerer fallen, Optimierungspotenziale zu erschließen. Darüber hinaus werden die Kosten der Eurokrise und die Schuldenbremse es der Politik im Laufe dieses Jahrzehnts erschweren, finanzielle Hilfen in Wahljahren zu gewähren.
Der Trend zu großen Klinikverbünden setzt sich fort
Vor diesem Hintergrund prophezeien die Wirtschafts-Experten des RWI weitere Veränderungen auf Strukturebene. Das heißt: Um Kosten zu sparen, werden sich immer mehr Kliniken zu großen Verbünden zusammenschließen und ihre Leistungen stärker bündeln. Diese Marktkonsolidierung ist bereits in vollem Gange. So ist die Zahl der Krankenhausträger zwischen 1995 und 2011 von 1.600 auf 1.121 gesunken, und mehr als 60 Prozent der Kliniken gehören inzwischen zu einem Träger mit mindestens zwei Krankenhäusern.
„Zukünftig dürfte sich die Marktkonsolidierung beschleunigt fortsetzen“, meinte Augurzky auf dem Hauptstadtkongress. „Vorausschauende Träger sollten frühzeitig einen größeren Verbund anstreben, um ihr Leistungsportfolio zu optimieren, um Kosten zu sparen und um der wachsenden Einkaufsmacht der Krankenversicherungen wirkungsvoll entgegentreten zu können“, so der Rat des Wirtschaftsexperten. Insbesondere für kleinere Häuser sei ein hoher Spezialisierungsgrad vorteilhaft. Die Versorgungssicherheit der Patienten sei trotz stärkerer Bündelung der Krankenhauskapazitäten indes nicht gefährdet.
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