
Das Fibromyalgiesyndrom ist schwer behandelbar. Tai Chi scheint aber die Symptome zu lindern
Schmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Depressionen: Patienten mit Fibromyalgiesyndrom leiden unter quälenden Symptomen. Bis die richtige Diagnose gestellt wird, dauert es oft Jahre. Aber selbst dann haben Ärzte wenig anzubieten. Schmerztherapien, Schlafmittel und Antidepressiva greifen in der Regel nicht. Darum wird die Behandlung vielfach mit Physiotherapie und einem Sporttraining kombiniert. Aber bringt das was?
Wissenschaftler von der Tufts University in Boston (USA) um Prof. Chenchen Wang haben nun das in den USA häufig empfohlene Aerobic-Training mit Tai Chi in einer Studie verglichen. Dabei zeigten beide Bewegungstrainings positive Effekte bei den Fibromyalgiepatienten. Das fernöstliche Tai Chi, das mehr Entspannungselemente enthält als das durch Jane Fonda bekannt gewordene Ausdauertraining, schnitt aber besser ab.
Studie schloss über 90 Prozent Frauen ein
An der Studie nahmen 226 Patienten mit Fibromyalgiesyndrom teil, davon waren 92 Prozent Frauen. Das entspricht in etwa der Verteilung in der Allgemeinbevölkerung. Einschlusskriterien waren unter anderem starke Schmerzen an mindestens 11 von 18 Triggerpunkten. Per Zufallsprinzip wurden die Patienten in fünf Gruppen eingeteilt. Vier Gruppen erhielten Tai Chi Unterricht entweder ein- oder zweimal wöchentlich über 12 bzw. 24 Wochen. Lediglich die fünfte Gruppe bekam das Aerobic-Training, zweimal wöchentlich über 24 Wochen. Aerobic zielt unter anderem darauf, die Herzfrequenz zu erhöhen.
Klinisch relevante Unterschiede
Nach 24 Wochen wurden die Effekte anhand des modifizierten Fibromyalgie-Impact-Fragebogens (FIQR) gemessen. Dabei zeigten sich Verbesserungen in allen fünf Gruppen, jedoch schnitten die Tai-Chi-Gruppen deutlich besser ab. Der größte Unterschied trat in der Gruppe zu Tage, die zweimal wöchentlich Tai Chi Unterricht bekam. Die Patienten verbesserten sich im Schnitt um 16,2 Punkte. Laut den Studienautoren ist dieses Ergebnis als klinisch relevant anzusehen.
Auch bei den sekundären Endpunkten machten die mit Tai Chi behandelten Patienten bessere Fortschritte: Sie litten nach eigenen Angaben unter weniger Angstzuständen und Depressionen und gaben weniger Gelenkbeschwerden an. Auch konnten sie ihre Fibromyalgiesymptome besser bewältigen. Die Ergebnisse der Studie sind soeben im Fachmagazin BMJ (vormals British Medical Journal) erschienen.
Körperliche Ursachen für Fibromyalgiesyndrom gefunden
Die Ursachen von Fibromyalgie sind ungeklärt. Bislang hielt man das Fibromyalgiesyndrom für eine psychosomatische Erkrankung ohne körperliche Ursachen. Denn Entzündungsfaktoren wie bei Rheuma spielen keine Rolle. Doch kürzlich hat man erstmals organische Veränderungen bei Fibromyalgie-Patienten gefunden, nämlich Schädigungen an den kleinen schmerzleitenden Nervenfasern (small fibers). Wie diese Veränderungen mit den Symptomen zusammenhängen, ist aber noch unklar.