Ist eine gestörte Infektabwehr die Ursache von Fibromyalgie?

Nach der traditionellen chinesischen Medizin ist eine gestörte Immunabwehr die Ursache des Fibromyalgie Syndroms
Wanderschmerzen, Nebel im Kopf und Erschöpfung – das sind drei wesentliche Leitsymptome des Fibromyalgie Syndroms (FMS). Schon die Bezeichnung „Syndrom“ weist darauf hin, dass bisher keine körperliche Ursache für die Erkrankung gefunden werden konnte. Betroffene irren darum oft jahrelang von Arzt zu Arzt ohne Ergebnis oder bekommen bestenfalls die Diagnose „psychosomatisch“. Denn die Blutwerte sind in Ordnung und an den schmerzenden Stellen, den sogenannten Trigger-points, lassen sich keine Veränderungen finden.
Weichteilrheuma heißt heute Fibromyalgie
Trotzdem ist die Krankheit keine Einbildung, wie viele Ärzte meinen. Beschreibungen von Muskelschmerzen reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Später sprach man von Muskelrheumatismus und Weichteilrheuma. Seit klar ist, dass der Erkrankung keine entzündlichen Prozesse zugrunde liegen, wird die Krankheit als Fibromyalgie bzw. als Fibromyalgie Syndrom bezeichnet. Heute gibt es sogar eine Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Fibromyalgie Syndroms
Mehr als nur chronischer Schmerz
Die Schulmedizin geht momentan von einer gestörten Schmerzwahrnehmung aus. So konnten kürzlich bei Fibromyalgie-Patienten Schädigungen an den kleinen schmerzleitenden Nervenfasern (small fibers) nachgewiesen werden. Doch das erklärt nicht hinreichend, warum Betroffene neben "wandernden" Schmerzen in der Nähe der Gelenke auch unter chronischer Erschöpfung, Schlafstörungen und dem sogenannten Fibro-Fog leiden. Fibro-Fog bezeichnet einen watteartigen Zustand im Kopf, bei dem das Denkvermögen wie vernebelt ist. Häufig wird auch von Benommenheit, Wortfindungsstörungen, Vergesslichkeit und massiven Konzentrationsstörungen in diesem Zusammenhang berichtet.
TCM geht von einer gestörten Immunregulation aus
Was also löst diese rätselhafte Erkrankung aus, die weit mehr ist als eine reine Schmerzkrankheit? Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) hat dazu eine alte Theorie: Ihrer Ansicht nach liegt dem Fibromyalgie Syndrom ursächlich eine gestörte Infektabwehr, eine sogenannte Infektstarre zugrunde. Danach befindet sich das Immunsystem bei Betroffenen in einem erfolglosen Dauerkampf gegen einen Infekt, die Abwehr tritt praktisch auf der Stelle. Das lauge den Körper bis zur Erschöpfung aus. Zudem sammelten sich entzündliche Stoffe im Körper an, was weiterhin die Müdigkeit, Schmerzen und die anderen Symptome erkläre.
Erkältung oft Auslöser des Fibromyalgie Syndroms
Da eine Fibromyalgie oftmals nach einem (nicht auskurierten) Infekt beginnt, ist das Erklärungsmodell durchaus plausibel. Gestützt wird es von Patienten, die über ein dauerhaftes Erkältungsgefühl berichten. Gegen die Entzündungstheorie spricht allerdings, dass FMS-Patienten keine erhöhten Entzündungswerte haben, jedenfalls keine nachweisbaren.
Dass psychische Faktoren eine Rolle spielen können, schließt die TCM nicht aus. So könne Stress durchaus ein Trigger sein. Hauptursache für Fibromyalgie (FMS) sei jedoch ein steckengebliebener Infekt, also eine Immunregulationsstörung, sagen TCM-Mediziner.
Kuriert wird das Fibromyalgie Syndrom in der chinesischen Medizin mit einer Kombination aus pflanzlichen Mitteln (Phytotherapien), Entspannungstechniken, Reflexzonenmassagen und therapeutischen Gesprächen. Hinzukommen sanfte Bewegungsübungen wie Tai Chi, die den Patienten aber nicht zusätzlich erschöpfen dürfen. Ziel der Behandlung ist es, die entzündlichen Prozesse aus dem Körper auszuleiten und das Immunsystem zu stabilisieren.
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