Süßstoffe können Darmflora und Blutzucker-Werte beeinflussen

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Künstliche Süßstoffe versprachen lange, die Süße von Zucker ohne die entsprechenden Kalorien zu liefern. Es wurde angenommen, dass sie keine Wirkung auf den menschlichen Körper haben. Eine Studie, die im Fachmagazin Cell erschien, stellt das in Frage.
Die Forscher fanden heraus, dass diese Zuckerersatzstoffe nicht inaktiv sind und einige tatsächlich das Mikrobiom des Menschen verändern - und auch die Blutzuckerwerte.
Aspartam, Saccharin, Stevia und Sucralose im Test
Bereits 2014 entdeckte ein Team um Prof. Eran Elinav, Immunologe und Mikrobiomforscher am Weizmann Institute of Science und dem Deutschen Nationalen Krebszentrum (DKFZ), dass Süßstoffe das Mikrobiom von Mäusen verändern. Nun schauten sie, ob das auch beim Menschen der Fall ist.
Mehr als 1.300 gesunde Erwachsene (Durchschnittsalter 30 Jahre) wurden befragt, ob sie in ihrem täglichen Leben Süßstoffe strikt meiden. Das war bei 120 Personen der Fall. Diese Teilnehmer wurden in sechs Gruppen eingeteilt: eine Kontrolle erhielt Glukose, eine erhielt Placebo und vier Gruppen die Süßstoffe Aspartam, Saccharin, Stevia oder Sucralose. Die Tagesdosis lag unter dem empfohlenen Höchstwert.
Süßstoffe können Darmflora und Blutzucker-Werte verändern
"Bei Probanden, die die Süßstoffe konsumierten, konnten wir deutliche Veränderungen in der Zusammensetzung und Funktion der Darmmikroben und den Molekülen, die sie in das periphere Blut absondern, feststellen", so Elinav. Die Veränderungen im Mikrobiom korrelierten stark mit den Veränderungen, die bei den glykämischen Reaktionen der Menschen festgestellt wurden. Süßstoffe können also Darmflora und Blutzucker-Regulation verändern
Zwei der Süßstoffe, Saccharin und Sucralose, beeinflussten die Glukosetoleranz signifikant. Aus einer verschlechterten Glukosetoleranz wiederum kann sich ein Diabetes-Typ-2 entwickeln.
Menschliche Stuhlproben auf Mäuse übertragen
Nun übertrugen die Forscher Stuhlproben der Studienteilnehmer auf Mäuse, die unter sterilen Bedingungen aufgezogen wurden und kein eigenes Mikrobiom hatten. Die Mäuse entwickelten glykämische Veränderungen, die sehr deutlich jene der Spender-Individuen widerspiegelten. Dabei gab es menschliche Top-Responder, deren Stuhlproben Veränderungen in den Mäusen bewirkten, und Bottom-Responder, bei denen sich bei den Mäusen nichts veränderte. Das heißt: die menschliche Reaktion auf Süßstoffe ist individuell.
Die klinische Auswirkungen der beschriebenen Veränderungen müssten weitere Studien untersuchen, so das Fazit der Forscher. Nach wie vor bleibe es eine Aufgabe, nach Lösungen für das Verlangen nach Süßem zu suchen, und zugleich Zucker zu vermeiden, der eindeutig schädliche Auswirkungen auf die Stoffwechsel-Gesundheit hat.