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Bei der Entstehung von Adipositas und Diabetes Typ 2 spielen Über- und Fehlernährung eine große Rolle. Hochkalorische Lebensmittel sind für die meisten Bürger jederzeit verfügbar. Stark verarbeitete Fertigmahlzeiten sind oft sogar billiger als frische Produkte wie Gemüse oder Obst.
Fasten-Therapien wie etwa das Intervallfasten können Adipositas und Diabetes Typ 2 vorbeugen und bei bereits bestehenden Erkrankungen den Stoffwechsel verbessern. Denn die freiwilligen Hungerperioden haben viele positive Effekte. Das erläuterte der Prof. Stephan Herzig vom Helmholtz Diabetes Center München im Vorfeld der Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschft (DDG).
Der Körper ist auf Hungerperioden eigestellt
In früheren Zeiten mussten Menschen eine unregelmäßige Verfügbarkeit und geringere Energiedichte ihrer Nahrung meistern. Hungerperioden waren üblich, und der Körper ist immer noch darauf ausgelegt, heißt es weiter in einer Pressemitteilung der DDG. Während der Fastenphasen muss der Körper seinen Stoffwechsel umstellen, um Schaden zu vermeiden. Typischerweise stellt er dann von Zucker- auf Fettverbrennung um.
"Unter dem Einfluss von Hungerhormonen wie Glukagon oder Kortisol nutzt der Körper den Fettabbau, bei sehr langem Hungern auch den Eiweißabbau, um die Zuckerproduktion in der Leber anzukurbeln", sagt Prof. Herzig, 2. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Krebs der DDG. "Zudem werden Ketonkörper in der Leber gebildet, die vom Gehirn als Energielieferant benutzt werden können", erklärt der Molekularbiologe.
Fasten kann Diabetes 2 vorbeugen
In den letzten Jahren wurden eine Reihe von molekularen Schaltern gefunden, welche die Hungerantwort in einzelnen Organen kontrollieren, zum Beispiel den Fettstoffwechsel oder die Zuckerproduktion der Leber. "Manipulieren wir diese Schalter, ist es möglich, bei Diabetes Typ 2 den Stoffwechsel zu verbessern", erklärt Herzig. Freiwiliges Fasten kann demnach Diabetes 2 vorbeugen und bei bestehender Erkrankung die Gesundheit verbessern.
Dennoch führe es nicht zwangsläufig immer zu einem Gewichtsabbau, betont der Experte: "In jedem Fall zeigen sich aber positive Effekte wie eine Blutdrucksenkung und eine Verbesserung der Glukose- und Blutfettwerte."
Immunsystem spielt eine wichtige Rolle
"Auch das Immunsystem spielt eine wichtige Rolle bei den positiven Effekten des Fastens", erläutert Herzig. So kommunizieren Leberzellen und Immunzellen während der Fastenperioden miteinander. Während Immunreaktionen bislang als pathogene Mechanismen bei Diabetes und Übergewicht bekannt sind, sei dies ein erstes Beispiel, wie Immunreaktionen in einem gesunden Zustand notwendig sind, um eine gesunde Hungerantwort auszulösen. Immunzellen sind also in der Lage, die Wirkung des Fastens auf unseren Stoffwechsel direkt zu beeinflussen.
Eine neue klinische Studie des Universitätsklinikums Heidelberg und des Helmholtz Diabetes Centers München belegte außerdem, dass Hungerperioden bei existierenden Langzeitschäden des Diabetes sogar therapeutisch wirken können, zum Beispiel über eine Verbesserung der Nierenfunktion bei diabetischer Nephropathie. Die aktuellen Befunde werden jetzt genutzt, um neue wirksame Therapien auf der Basis von Fasten zu entwickeln.