Schon wieder eine Hörsturztherapie ohne Nutzen

Was hilft bei Hörsturz? Laut IGeL Monitor ist eine Therapie mit Pentoxifyllin oder Dextran nutzlos – Foto: kasto - Fotolia
Plötzlich nichts mehr hören und ein Rauschen im Ohr: Rund drei von tausend Menschen in Deutschland sind jährlich von einem Hörsturz betroffen. Das klassische Erkrankungsalter liegt bei 40 bis 54 Jahren. Weil die Folgen äußerst unangenehm sind, zahlen viele eine durchblutungsfördernde Infusionstherapie aus eigener Tasche. Experten vermuten nämlich, dass beim Hörsturz unter anderem die Durchblutung im Innenohr gestört ist. Doch Hinweise auf einen Nutzen der IGeL-Leistung gibt es nicht. Das meldet der IGeL-Monitor, nachdem alle brauchbaren Studien dazu durchgeforstet wurden. Schlimmer noch: Die Wissenschaftler des Monitors bewerten die durchblutungsfördernde Infusionstherapie sogar als negativ, weil lediglich Nebenwirkungen belegt seien.
Studien mit Pentoxifyllin und Dextran begutachtet
Schon bei der Auswahl der Studien hatten die Wissenschaftler offenbar Mühe, Brauchbares zu finden. Am Ende fanden sie zwei geeignete Studien, in denen die Wirksamkeit der Mittel Pentoxifyllin und Dextran an Patienten nach Hörsturz gegeben wurde. Aus keiner der beiden Studien ging ein Nutzen hervor, nämlich dass die Patienten anschließend besser hörten.
Pentoxifyllin ist in Deutschland für die Behandlung des Hörsturzes zwar zugelassen, aber keine Kassenleistung. Dextran ist in Deutschland für die Hörsturzbehandlung zugelassen, Ärzte können den Wirkstoff jedoch im Rahmen ihrer Therapiefreiheit einsetzen. Beide Mittel wirken auf Blutbestandteile oder die Blutgefäße ein, damit das Blut besser fließen kann. Auf das Hörvermögen nach Hörsturz scheinen sie jedoch keinen Einfluss zu haben, wie die Bewertung des IGeL-Monitors nun zeigt.
Drei Hörstutzbehandlungen schaden mehr, als dass sie nutzen
Damit hat sich die Hoffnung auf eine weitere Hörsturztherapie zerschlagen. Die durchblutungsfördernde Infusionstherapie ist nun schon die dritte ärztliche Leistung, die der IGeL-Monitor zur Behandlung des Hörsturzes begutachtet hat. Zuvor waren der Einsatz von Glukokortikoiden und die hyperbare Sauerstofftherapie bereits durch Raster gefallen.
Aus Mangel an Beweisen zahlen gesetzliche Kassen grundsätzlich keine Hörsturzbehandlung. Laut MDK kommt bei jedem zweiten Betroffenen das Hören vollständig zurück, ganz ohne Therapie.
Die entsprechenden Leitlinien sind einer Hörsturzbehandlung hingegen grundsätzlich aufgeschlossen. Eine durchblutungsfördernde Infusionstherapie wird darin jedoch auch nicht empfohlen.
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