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Rauchen, geringes Einkommen oder ärmliche Wohnlage können herzkrank machen

Mittwoch, 5. Oktober 2022 – Autor:
Menschen in ökonomisch und sozial benachteiligte Regionen sowie solchen mit hohem Anteil von Rauchern sind einem deutlich erhöhten Risiko für die „Koronare Herzkrankheit“ ausgesetzt. Das zeigt der neue „Gesundheitsatlas KHK“ der AOK.
Herzkranzgefäße und Koronare Herzkrankheit - grafische Darstellung.

Blick auf die Herzkranzgefäße (links). Rechts: Detail-Darstellung einer fortschreitenden „Koronaren Herzkrankheit“. – Foto: AdobeStock/Axel Kock

Bei der „Koronaren Herzkrankheit“ (KHK) verengen sich die Herzkrankgefäße schleichend über viele Jahre. Die Folge ist eine verminderte Sauerstoffversorgung der Herzmuskulatur – und eine immer größere Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche bis hin zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Herzinfarkt und plötzlichem Herztod. Die KHK ist eine chronische Erkrankung und gilt inzwischen als Volkskrankheit. Nach einer Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) leben aktuell in Deutschland 4,9 Millionen Menschen mit einer Koronaren Herzkrankheit. Damit sind durchschnittlich 8,3 Prozent der erwachsenen Bevölkerung ab 30 Jahren betroffen. Nicht nur der Lebensstil – auch der Wohnort entscheidet mit darüber, ob man eine Koronare Herzkrankheit bekommen kann.

Koronare Herzkrankheit: Große regionale Unterschiede

„Die KHK wird zu Recht als Volkskrankheit bezeichnet, aber die Spanne zwischen den Regionen ist sehr groß“, kommentiert der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder die Ergebnisse der Studie. „So finden sich in vielen Kreisen im südlichen Baden-Württemberg und südlichen Bayern sehr niedrige KHK-Prävalenzen, während das Saarland und die ostdeutschen Bundesländer mit Ausnahme von Berlin durchweg überdurchschnittlich hohe Werte zu verzeichnen haben.“ In dünn besiedelten, ländlichen Regionen kommt die KHK zudem mit 9,6 Prozent überdurchschnittlich häufig vor, in Großstädten ab 500.000 Einwohnern liegt der Wert dagegen nur bei 7,0 Prozent. Helmut Schröder erklärt das folgendermaßen: „Eine maßgebliche Rolle spielt dabei, dass die Bevölkerung in den ländlichen Regionen im Schnitt älter ist und damit ein höheres Erkrankungsrisiko hat.“

KHK-Risiko: In Hamburg am kleinsten, in Sachsen-Anhalt am größten

 „Deutlich wird, dass ökonomisch und sozial besonders benachteiligte Regionen sowie Regionen mit einem hohen Anteil von Rauchenden stärker von KHK betroffen sind“, heißt es in einer Mitteilung der AOK. Die WIdO-Analyse ergibt folgendes Lagebild für Deutschland: Im Vergleich der Bundesländer zeigen sich in Hamburg (6,3 Prozent) sowie in Bremen und Baden-Württemberg (jeweils 7,1 Prozent) die geringsten Krankheitshäufigkeiten. Die anteilig meisten Patienten gibt es in Thüringen (10,8 Prozent) und Sachsen-Anhalt (13,0 Prozent).

Mehr Herzkranke in Regionen mit vielen Rauchern

Der WIdO-Gesundheitsatlas beleuchtet auch den Einfluss der verschiedenen Risikofaktoren auf das Entstehen der Koronaren Herzkrankheit. So bestätigt die Analyse den aus der wissenschaftlichen Literatur bekannten Zusammenhang mit dem Rauchen: In Regionen mit besonders hohem Anteil an Rauchern liegt der Anteil der KHK-Patienten bei 9,3 Prozent, in Regionen mit wenigen Rauchenden dagegen bei nur 7,4 Prozent. Ein vergleichbarer Zusammenhang ergibt sich auch für Regionen mit hohem Anteil an Bluthochdruck- beziehungsweise Diabetes-Patienten.

Viele Fälle von KHK durch herzgesunde Lebensweise vermeidbar

Die Koronare Herzkrankheit ist nicht heilbar in dem Sinn, dass die für die Krankheit typischen schädlichen Ablagerungen in den Herzkrankgefäßen entfernt und damit die Ursachen bekämpft werden könnten. Allerdings wäre laut AOK ein beachtlicher Teil der Krankheitsfälle verhindert werden könnte. „Aus den großen regionalen Unterschieden lässt sich ableiten, dass der Prävention der KHK große Bedeutung zukommt“, sagt Helmut Schröder vom WIdO. Zukünftige KHK-Erkrankungen ließen sich vermeiden, indem eine herzgesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung, gesunder Ernährung und Verzicht auf das Rauchen gefördert wird.“ Die Verantwortlichen in den Regionen könnten durch Informationen zur schädigenden Wirkung des Tabakkonsums bereits im Kindes- und Jugendalter präventiv ansetzen, um die Verbreitung der Krankheit in der Zukunft einzudämmen.

Hauptkategorie: Medizin
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