Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Quietscheentchen enthalten gesundheitsgefährdende Keime

Mittwoch, 28. März 2018 – Autor:
Die niedlichen Quietscheentchen, die man Kindern mit in die Badewanne gibt, beherbergen Millionen von Keimen, die teils gesundheitsgefährdend sein können.
Quietscheentchen, badespielzeug, kleinkinder

in harmlosem Badespielzeug wachsen Keime, die potentiell krankmachend sind – Foto: ©christiane65 - stock.adobe.com

Die niedlichen Quietscheentchen oder andere Gummitiere, mit denen Kinder gern in der Badewanne spielen, beherbergen Millionen von Keimen und Mikroben, die teils gesundheitsgefährdend sein können. Das fanden Forscher aus der Schweiz und den USA heraus. Die Erreger wachsen im Innern der weichen Tierchen. Drückt ein Kind sein Spielzeug zusammen, spritzt die verkeimte Brühe daraus hervor.

Für ihre Studie sammelten Wissenschaftler der ETH Zürich, des Wasserforschungsinstitutes der ETH und der Illinois-University benutzte Badespielzeuge und untersuchten die Biofilme aus Bakterien und Pilzen auf der Innenseite. Parallel dazu wurden Tests mit neu gekauften Gummientchen durchgeführt.

Gummitiere aufgeschnitten und untersucht

Die neu gekauften Gummitiere haben sie elf Wochen lang Bedingungen ausgesetzt, wie sie in einem Haushalt realistisch wären - einige als Kontrollgruppe nur in sauberem Trinkwasser und einige im benutzten Badewasser samt Faktoren wie Seifenreste, Schmutz und Schweiss, aber auch Bakterien des menschlichen Körpers

Anschließend wurden alle Entchen im Labor aufgeschnitten und untersucht. Die Ergebnisse klingen wenig appetitlich: Zwischen 5 Millionen und 75 Millionen Keime pro Quadratzentimeter tummelten sich auf den Plastikflächen. Vor allem bei den unter echten Bedingungen genutzten Bade-Entchen aber auch zwischen den Kontrollgruppen gab es große Unterschiede in der Zusammensetzung der Biofilm-Gemeinschaften.

Quietscheentchen enthalten gesundheitsgefährdende Keime

Auf 60 Prozent der real benutzten und auf sämtlichen im Schmutzwasser benutzten Kontroll-Entchen fanden sich diverse Pilze. In 80 Prozent aller Quietscheentchen fanden die Forscher Vertreter potentiell gesundheitsgefährdende Bakterien, darunter Legionellen oder die als hartnäckige Krankenhauskeime bekannten Stäbchenbakterien Pseudomonas aeruginosa.

Die Forschenden sind dann den Ursachen für die üppigen Biofilme nachgegangen: Als erstes haben sie das Leitungswasser untersucht. Dieses weist in der Regel so niedrige Nährstoffkonzentrationen auf, dass Bakterien nur minimal wachsen können. Doch die Entchen selbst bieten eine Nährstoffquelle.

Plastikmaterial enthält Nährstoffe für Bakterien

Aus dem weichen Plastikmaterial - oft qualitativ minderwertige Polymere - wird viel organischer Kohlenstoff freigesetzt. Weitere wichtige Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor, aber auch zusätzliche Bakterien gelangen beim Baden in die Wanne, zum Beispiel vom Körper der Badenden, durch mitgebrachten Schmutz oder von Pflegeprodukten wie Shampoos und Cremes.

Bespritzen sich Kleinkinder mit der Brühe aus den Gummitierchen, kann das die Immunabwehr stärken, meint Studien-Autor Frederic Hammes. Es können aber auch zu Entzündungen an Augen und Ohren oder zu Magen-Darm-Infekten führen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Strengere Vorschriften für Polymere gefordert 

Also besser keine Badeentchen mehr in der Wanne? Nach jeder Nutzung aufwändig reinigen? Oder den Spritz-Spass unterbinden und das Loch zukleben? Forscher Hammes sieht noch einen weiteren Weg: Strengere Vorschriften für die Polymere, die für die Entchen verwendet werden. Das habe für problematische Chemikalien schließlich auch geklappt, jetzt müsste man noch die Freisetzung des Kohlenstoffs mitberücksichtigen, so wie es bei den Tests für Trinkwasserleitungen aus Kunststoff heute schon gemacht wird. Hauptautorin der Studie ist die Mikrobiologin Lisa Neu, die damit ihre Doktorarbeit ablieferte. Sie erschien im Fachmagazin Biofilms and Microbiomes.

Foto: christiane65/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Nosokomiale Infektion

Weitere Nachrichten zum Thema Hygiene

Nicht nur Ärzte und Pfleger müssen auf sorgfältige Händehygiene achten, um Klinikinfektionen besonders mit multiresistenten Keimen zu vermeiden. Auch die Patienten sollten dazu angehalten werden. Das ist das Ergebnis einer US-Studie, die im Vorfeld des Welthändehygienetages am 5. Mai erschien.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin