Qualitätsberichte der Kliniken von Patienten kaum genutzt

Patienten können die Qualitätsberichte der Kliniken einsehen - doch viele wissen das nicht
Bei der Klinikwahl durch Patienten spielen Qualitätsberichte nur eine geringe Rolle. Das zeigt die Studie „Kriterien bei der Klinikwahl" der Asklepios Kliniken, für die 1.000 Bundesbürger zuzüglich 200 Menschen in der Metropolregion Hamburg befragt wurden. Demnach haben gerade einmal sechs Prozent der Befragten die gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätsberichte der Krankenhäuser bisher als Entscheidungsgrundlage für ihre Klinikwahl genutzt; in der Region Hamburg sind es sogar nur vier Prozent. Ausschlaggebend für die Wahl einer geeigneten Klinik ist für die Deutschen stattdessen die Nähe zu ihrem Wohnort, um keine lange Anfahrt zu haben und nicht weit von der Familie entfernt zu sein.
Lage für viele Patienten wichtiger als Komplikationsraten
Für 40 Prozent derjenigen Befragten, die kürzlich in einer Klinik waren, war die Lage der Einrichtung das entscheidende Kriterium. Die Qualifikation der Ärzte war immerhin für 38 Prozent noch ausschlaggebend, und 33 Prozent interessierten sich für die Spezialisierung in einem bestimmten Fachgebiet. Das berichten die Asklepios-Kliniken in einer Pressemitteilung.
Gerade für die Qualität von Operationen ist aber nicht nur die Expertise wichtig, sondern auch die Routine, wie Untersuchungen belegen. Dennoch ist laut der vorliegenden Studie die Häufigkeit der Eingriffe nur für 24 Prozent der Patienten ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für eine bestimmte Klinik. Die Infektions- und Komplikationsraten sind für die Befragten sogar noch deutlich unwichtiger (zehn Prozent). Dabei gilt: Je häufiger ein bestimmter Eingriff durchgeführt wird, desto weniger Komplikationen treten auf.
Informationen in Qualitätsberichten umsonst?
Genau aus diesem Grund wurde auch für bestimmte Indikationen die Mindestmengenregelung eingeführt: Wenn Kliniken Eingriffe nicht oft genug durchführen, dürfen sie diese künftig nicht mehr über die Krankenkasse abrechnen. Diese Zusammenhänge spielen für Patienten jedoch offenbar kaum eine Rolle: Sie entscheiden sich lieber für kurze Wege anstatt für Erfahrung und Routine.
Ebenfalls bemerkenswert: Nur die Hälfte der Deutschen kennt die Qualitätsberichte und nur elf Prozent haben jemals einen gelesen. Anstatt in die Berichte zu schauen, vertrauen die Deutschen lieber ihrem Fach- oder Hausarzt (je 89 Prozent). „In die Berichte fließen sorgfältig recherchierte wichtige Informationen ein und sie sind zeitaufwändig zu erstellen. Doch dann verschwinden sie ungelesen in der Versenkung. Sie haben kaum Einfluss auf die Entscheidung der Patienten“, kritisiert Prof. Dr. Christoph U. Herborn, Medizinischer Direktor der Asklepios Kliniken. „Vielleicht sollten die Vorgaben zur Aufbereitung der Qualitätskriterien vom Gesetzgeber überdacht werden, um attraktiver für Patienten zu sein.“
Patienten sollten sich mehr mit Qualität der Kliniken befassen
Herborn bezeichnet es als „erschreckend“, dass sich die Patienten mit der Qualität der Krankenhäuser so wenig auseinandersetzen. „Patienten sollten sich vor aufwendigen Eingriffen über die Qualität der Behandler und Krankenhäuser informieren. Die meisten von uns müssen nur einmal im Leben einen schweren Eingriff durchmachen, dann sollte man aber auch bereit sein, etwas weiter weg vom Wohnort zu reisen, damit ein Experte die Operation durchführt“, so der Asklepios-Direktor. Es sei zwar verständlich, dass Betroffene für ein neues Kniegelenk oder eine Gallenstein-OP zum Krankenhaus um die Ecke gehen wollen. Dennoch sei es gefährlich, wenn sich die Patienten mit der scheinbar bequemsten Lösung zufriedengeben, ohne zu hinterfragen, welche qualitativen Leistungen die jeweilige Klinik erbringt.
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