Psychische Erkrankungen häufiger Ursache für Krankenhaus-Aufenthalte

Der Anteil psychischer Erkrankungen als Ursache für längere Klinik-Aufenthalte hat zugenommen – Foto: Rostislav Sedlacek
Psychische Erkrankungen nehmen als Ursache für stationäre Behandlungen zu. Das geht aus dem Barmer-Krankenhaus-Report 2018 hervor, den die Krankenkasse jetzt in Berlin vorstellte. Grundlage für den Report bilden die Daten von rund 8,4 Millionen Barmer-Versicherten.
Zwischen 2006 und 2017 reduzierte sich danach die Zahl der Krankenhaustage aufgrund körperlicher Erkrankungen von 1.312 auf 1.255 (minus 4,4 Prozent), während sie bei den psychischen Erkrankungen von 284 auf 353 Krankenhaustage (plus 24 Prozent) stieg.
Depressionen Haupt-Ursache für längere Krankenhaus-Aufenthalte
Vor allem Depressionen waren im Jahr 2017 dafür verantwortlich, dass Patienten viele Tage stationär behandelt werden mussten. So war eine rezidivierende Depression für 4,9 Prozent aller Krankenhaustage verantwortlich, gefolgt von einer depressiven Episode mit 3,1 Prozent. Der Anteil aller Krankenhaustage aufgrund von Herzinsuffizienz lag bei 2,7 Prozent, durch Schizophrenie bei 2,5 Prozent und durch Schlagafall sowie psychische Störungen durch Alkohol bei jeweils zwei Prozent.
Die Verweildauer der Patienten im Krankenhaus ist gesunken. Blieben sie 2006 noch durchschnittlich 8,5 Tage in der Klinik, waren es 2017 nur noch 7,5 Tage. Das entspricht einer Abnahme von zwölf Prozent. Während die Verweildauer bei körperlichen Erkrankungen sogar um 16 Prozent, und zwar von 7,5 Tagen auf 6,3 Tage zurückging, stieg sie bei den psychischen Erkrankungen an, nämlich von 22,2 auf 24,2 Tage. Das entspricht einem Plus von 9,2 Prozent.
Der Krankenhaus-Aufenthalt eines männlichen Patienten kostete bei körperlichen Erkrankungen im Schnitt 4.280 Euro, bei psychischen Erkrankungen waren es 5.959 Euro. Bei weiblichen Patienten betrugen die Kosten im Schnitt 3.773 Euro beziehungsweise 7.518 Euro.
Sterberisiko bei Bauchaorten-OP vom Wohnort abhängig
Besorgniserregendes Ergebnis des Barmer-Krankenhausreports: Das Sterberisiko bei einer Bauchaorten-OP, die nötig sein kann, um ein Bauchaorten-Aneurysma zu beseitigen, hängt von der behandelnden Klinik ab. So war die Sterberate drei Jahre nach einem geplanten Eingriff um zwei Prozentpunkte geringer, wenn die Operation minimal-invasiv statt offen-chirurgisch erfolgte. Zudem war die Sterblichkeitsrate um 2,3 Prozentpunkte geringer, wenn der minimal-invasive Eingriff in einem zertifizierten Gefäßzentrum durchgeführt wurde.
"Die Analysen zeigen, dass der minimal-invasive Eingriff mit einer geringeren Sterblichkeit einhergeht. Jedoch ist es zum Beispiel in Sachsen wahrscheinlicher, eine minimal-invasive Operation zu bekommen, als in Niedersachsen oder im Saarland", erläuterte Prof. Boris Augurzky, Autor des Krankenhausreports und Leiter des Kompetenzbereichs Gesundheit am RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Eine qualitativ hochwertige Operation solle aber nicht vom Wohnort abhängen.
Barmer-Vorstand fordert Mindestmengen
Nicht nur das Operationsverfahren, sondern auch das Krankenhaus beeinflusst die Überlebenschance nach einem Eingriff an der Bauchaorta. Neben den zertifizierten Gefäßzentren schnitten Krankenhäuser mit hohen Fallzahlen besser ab. Dort lag die Sterberate nach der OP um 2,6 Prozentpunkte niedriger als in Häusern mit niedriger Fallzahl.
Künftig sollten die Eingriffe nur noch in zertifizierten Gefäßzentren oder Kliniken mit einer hohen Fallzahl erfolgen, forderte daher der Vorstandsvorsitzende der Barmer, Prof. Christoph Straub. Dazu wäre die Einführung von Mindestmengen pro Standort und Operateur sinnvoll. Der Gemeinsame Bundesausschuss sei gefragt, um für Eingriffe Richtgrößen pro Standort und Operateur auf Bundesebene festzulegen. Krankenhäuser, die Leistungen erbringen, ohne die festgelegte Mindestmenge zu erreichen, sollten künftig keine Vergütung mehr erhalten, sagte der Barmer-Vorstand.
Foto: Rostislav Sedlacek/fotolia.com