Psychische Erkrankungen bei Männern oft nicht erkannt

Depressionen bleiben bei Männern häufig unentdeckt
Zwar tauchen Depressionen oder andere psychische Störungen bei Frauen immer noch häufiger auf als bei Männern, doch vielfach wird die Erkrankung bei Männern einfach nicht erkannt. Psychische Erkrankungen äußern sich bei Männern oft auf andere Weise als bei Frauen. Häufig sind es körperliche Symptome wie Bluthochdruck, die Flucht in den Alkohol oder auch eine erhöhte Aggressivität, die bei Männern auf eine psychische Erkrankung hinweisen können.
Offenbar sind psychische Störungen bei Männern gesellschaftlich immer noch weniger anerkannt als bei Frauen, weshalb sich Männer lieber hinter körperlichen Beschwerden „verstecken“. Das macht die Diagnose und Behandlung häufig schwieriger. Zudem verlaufen Depressionen bei Männern häufig schwerer als bei Frauen, und auch die (erfolgreiche) Suizidrate ist bei Männern höher.
Suizidrate bei Männern rasant gestiegen
Nach dem „Männergesundheitsbericht 2013“ werden seelische Störungen von Männern in weiten Teilen der Medizin und des öffentlichen Bewusstseins bisher kaum beachtet. Daher, so die Forscher, werden sie häufig unzureichend diagnostiziert und behandelt. Insgesamt wurde im vergangenen Jahr bei neun Prozent deutschen Männer eine Depression diagnostiziert – deutlich weniger als bei Frauen. Doch nach Meinung von Experten liegt die Dunkelziffer weit höher. Diese Vermutung gründet sich auf die hohe Suizirate bei Männern. Sie liegt bei Männern derzeit dreimal höher als bei Frauen.
Zudem ist die Zahl der Selbstmorde bei Männern in den Jahren 2009 bis 2011 rasant gestiegen. Dies, so die Forscher, zeige, wie stark seelische Erkrankungen von Männern in der Gesellschaft tabuisiert und stigmatisiert würden. Als Ursachen für die hohe Suizidrate nennen die Experten unter anderem einen gestiegenen Leistungsdruck im Beruf, befristete Arbeitsverhältnisse und eine erhöhte Angst vor dem sozialen Abstieg.
Psychische Erkrankungen bei Männern enttabuisieren
Aber auch auf psychoziale Krisen wie beispielsweise Trennungen reagierten Männer häufiger als Frauen mit Selbstmord. Rund 7600 Männer wählten jährlich den Freitod. Zudem versuchten 100.000 Männer jedes Jahr, sich das Leben zu nehmen. Die Suizidrate gilt als ein Hauptindikator für die seelische Gesundheit. Als Konsequenz forderte Anne Maria Möller-Leimkühler, Herausgeberin des Berichts, unter anderem eine verbesserte Diagnostik sowie speziell auf Männer zugeschnittene Informations- und Entstigmatisierungskampagnen.
Mitherausgeber Matthias Stiehler erklärte, der Männergesundheitsbericht 2013 mache deutlich, dass auch Männer immer wieder seelische Krisen und Notlagen erleiden. Die Gesellschaft müsse daher auch lernen, „männliche Stärke neu zu definieren“. Ein Mann sei dann stark, wenn er fähig sein, auch Schwächen, Grenzen und Niederlagen in sein Selbstbild zu integrieren.
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