Passive Bewegungsschiene: Hinweise auf Vorteile bei zwei Indikationen

Mithilfe von passiven Bewegungsschienen können Gelenke schon kurz nach einer OP wieder intensiv aktiviert werden – Foto: ©romaset - stock.adobe.com
Nicht so günstig wie erwartet fällt der Abschlussbericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bei der Bewertung des Nutzens von motorbetriebenen Bewegungsschienen (Continuous passive Motion = CPM) aus. Immerhin wurden aber für zwei Indikationen Hinweise auf Vorteile gefunden: bei Schmerzen aufgrund einer Schultersteife und bei der Beweglichkeit nach dem Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks. Die CPM sollen helfen, die Beweglichkeit zu verbessern, Versteifungen zu verhindern und den Heilungsprozess zu unterstützen. In der Regel kommen sie nicht allein, sondern als Teil einer multimodalen Therapie zum Einsatz und ergänzen eine Physiotherapie.
Mithilfe der passiven Bewegungsschienen können Gelenke bewegt werden, ohne dass die Patienten ihre Muskeln anspannen müssen. So ist es unter anderem möglich, Gelenke schon kurz nach einer Operation wieder intensiv zu aktivieren. Das IQWiG hat den Nutzen dieses Systems nun hinsichtlich verschiedener Anwendungen untersucht. Die Ergebnisse: Im Vergleich zur Physiotherapie allein treten bei der Behandlung der Schultersteife weniger Schmerzen auf. Und nach dem Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks ist der Bewegungsumfang höher, wenn zusätzlich zur Physiotherapie auch passive Bewegungsschienen eingesetzt werden.
CPM bei Kniegelenksersatz am besten untersucht
Das Fazit fällt damit ungünstiger aus als im Vorbericht, wo das Institut den CPM auch bei der Rotatorenmanschettenruptur, einer Sehnen-Verletzung an der Schulter, einen höheren Nutzen in Hinblick auf die Schmerzen bescheinigt hatte. Im Vergleich zum Vorbericht konnten die Wissenschaftler Daten aus zwei weiteren Studien auswerten. Nach wie vor am besten ist die Studienlage zum Einsatz der CPM als Zusatz zur Physiotherapie nach dem Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks. Hier standen Daten von insgesamt 1693 Patienten zur Verfügung, bei den übrigen sechs Fragestellungen waren es jeweils weniger als 160.
Bei der sogenannten Rotatorenmanschettenruptur, einer operationsbedürftigen Verletzung von Sehnen an der Schulter, standen dem Institut nun für den Vergleich der CPM in Kombination mit Physiotherapie gegenüber alleiniger Physiotherapie Daten aus zwei Studien mit insgesamt 155 Teilnehmern zur Verfügung. Beim Vorbericht waren es noch 100 gewesen. Und da die zusätzlich ausgewertete Studie beim Endpunkt „Schmerz“ zu einem gegenläufigen Ergebnis kam, sieht das Institut im Abschlussbericht keinen Vorteil mehr.
Bei der Indikation Schultersteife bleibt es dagegen bei einem Hinweis auf einen höheren Nutzen der CPM. Bestand hat auch die Bewertung bei der Indikation Knietotalendoprothese: Hier bestätigt das IQWiG einen Anhaltspunkt für einen höheren Nutzen. Werde die CPM unmittelbar nach der Operation ergänzend zur Physiotherapie angewendet, könnten die Patienten ihr Knie hinterher besser bewegen.
Weitere Studien empfohlen
Das IQWiG hat in diesem Abschlussbericht Nutzen und Schaden der CPM ausschließlich für das Knie- und Schultergelenk bewertet. Eine zuvor abgeschlossene Bewertung befasste sich mit aktiven Bewegungsschienen (CAM) bei einem Riss des vorderen Kreuzbands am Knie.
Die Autoren konstatieren bei ihrem Bericht durchaus Evidenz-Lücken: Nach wie vor fehlen verwertbare Daten zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität und zu unerwünschten Ereignissen. In den Indikationen, in denen derzeit noch kein (höherer) Nutzen feststellbar ist, empfiehlt das IQWiG, weitere randomisierte kontrollierte Studien (RCT) durchzuführen. Dabei wäre es wichtig, sowohl die Schmerzmittelgabe als auch die jeweiligen Behandlungsschemata von CPM und Physiotherapie zu standardisieren und in Hinblick auf ihren Beginn und ihre Dauer detailliert zu beschreiben. Fehlen diese Angaben, seien die Ergebnisse nur schwer zu interpretieren.
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