Osten der Ukraine droht Zusammenbruch des Gesundheitssystems

Osten der Ukraine seit acht Jahren im Kriegszustand: Ärzte der Welt warnt vor einem drohenden Kollaps des Gesundheitssystems – Foto: © Adobe Stock/ spacetech
De facto befindet sich der Osten Ukraine seit acht Jahren in einem Kriegszustand. In Folge der bewaffneten Auseinandersetzungen ist schon jetzt etwa die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen beschädigt oder nicht voll betriebsfähig. Hinzukommen ein massiver Fachkräftemangel und die Corona-Pandemie, die die Lage zusätzlich verschlechtert.
Jede zweite Gesundheitseinrichtung beschädigt
Angesichts der sich zuspitzenden Auseinandersetzungen mit Russland warnt Ärzte der Welt nun vor einem kompletten Zusammenbruch des Gesundheitssystems. „Die Bevölkerung in der vom Konflikt betroffenen Region in der Ostukraine lebt bereits seit fast acht Jahren in einer humanitären Krisensituation, mit massiven Auswirkungen auf den physischen und psychischen Gesundheitszustand der Menschen“, betont François De Keersmaeker, Direktor von Ärzte der Welt Deutschland. „Sollte sich der Konflikt weiter verschärfen, droht ein Kollaps der medizinischen Versorgung“, so De Keersmaeker.
Appell an die deutsche Außenministerin
Ärzte der Welt appelliert nun in einer Medienmitteilung an die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock, „alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um eine Eskalation zu verhindern.“ Außerdem fordert die Organisation die ukrainische Regierung auf, „die Menschen in der Krisenregion besser zu unterstützen und das örtliche Gesundheitssystem zu stärken.“
Wie schwer das Gesundheitssystem in der Konfliktregion beschädigt ist, wissen die Ärzte aus ihrer Arbeit vor Ort. Seit Beginn des Konflikts unterstützen sie die Bevölkerung mit mobilen Teams, stellen medizinische Materialien zur Verfügung und führen Fortbildungen für medizinisches Personal durch. Doch das reicht natürlich nicht.
Bericht von der Lage vor Ort
Durch die Teilung in von der Regierung kontrollierte und nicht von der Regierung kontrollierte Gebiete seien viele Probleme für den Zugang zu lebensnotwendigen Gesundheits- und anderen Dienstleistungen entstanden, berichtet die internationale Ärzteorganisation. Gesundheitseinrichtungen konnten zum Beispiel keine Patienten mehr an die üblichen Krankenhäuser überweisen. Die Kontaktlinie zwischen den beiden Gebieten dürfe nur an bestimmten Übergängen zu bestimmten Zeiten überquert werden. Seit Ausbruch der Coronapandemie sei ein Großteil ganz geschlossen, so dass etwa Arzneimittel und medizinische Geräte nicht mehr so einfach von einem Ort zum anderen transportiert werden können.
Die Probleme bei der Versorgung spiegeln sich laut Ärzte der Welt auch in der niedrigen Impfquote wider: Nur 14 Prozent der Bevölkerung in der Oblast Donezk und 12 Prozent in der Oblast Luhansk sind demnach gegen Covid-19 geimpft - in der Ukraine insgesamt sind es immerhin 30 Prozent.