Durchbruchsinfektion hat gleichen Effekt wie Booster

Wie eine zusätzliche Impfung: Nach einer neuen Studie brauchen geimpfte Genesene keinen Booster – Foto: © Adobe Stock/ Fokussiert
Seit Omikron das Infektionsgeschehen in Deutschland dominiert, ist klar: Dies ist keine Pandemie der Ungeimpften. Täglich stecken sich Tausende vollständig geimpfte Menschen mit der neuen Variante des Coronavirus an und tragen es weiter. Brauchen diese Personen mit einer sogenannten Durchbruchsinfektion überhaupt noch einen Booster?
Genesene werden schlechter gestellt als Geimpfte
Die Politik suggeriert das, indem sie unter anderem Genesene schlechter stellt als Geimpfte. Gerade wurde der Genesenenstatus von sechs auf drei Monate verkürzt. Dabei gibt es dafür überhaupt keine wissenschaftliche Grundlage. Ganz im Gegenteil: Die Impfung enthält nur das Spike-Protein, eine natürliche Infektion konfrontiert das Immunsystem dagegen mit allen Bestandteilen des Virus. Deswegen gehen etliche Wissenschaftler davon aus, dass eine Infektion sogar in Bezug auf neue Virusvarianten besser schützt.
Drei Kontakte mit dem Spike-Protein notwendig
Interessant ist, was Forscher um Ulrike Protzer vom Institut für Virologie von Helmholtz Zentrum und der Technischen Universität München aktuell herausgefunden haben. Nach den Ergebnissen ihrer neuen Studie braucht das Immunsystem insgesamt drei Kontakte zum Spike-Protein als viralem Antigen, damit sich neutralisierende Antikörper nicht nur in ausreichender Menge, sondern auch in hoher Qualität bilden. Das ist laut Studie in drei Konstellationen möglich: nach Dreifach-Impfung (Grundimmunisierung und Booster), nach Infektion und zweifacher Impfung sowie nach zwei Impfungen und einer Durchbruchsinfektion.
„Unsere Studie zeigt, dass dreifach geimpfte Personen ohne vorige SARS-CoV-2-Infektion das Virus genauso gut neutralisieren können wie geimpfte Genesene oder geimpfte Personen, die eine Durchbruchsinfektion hatten“, erklärt Ulrike Protzer. „Damit wissen wir nun, dass eine durch Impfung aufgebaute beziehungsweise verstärkte Immunität zwar der wichtigste Schlüssel zu einem effektiven Schutz vor zukünftigen Varianten des Virus ist, aber auch eine Durchbruchsinfektion, auch wenn sie unschön ist, den Effekt einer zusätzlichen Impfung hat.“
Erst genesen, später zweimal geimpft
Die Studie schloss 171 Personen aus dem Uni-Umfeld ein, die zu Beginn der Pandemie rekrutiert und seitdem regelmäßig untersucht worden waren. Unter ihnen wurden 98 Personen identifiziert, die sich in der ersten Pandemie-Welle im Frühjahr 2020 mit dem Coronavirus infiziert hatte und darum als genesen galten. Die restlichen 73 Probanden hatten sich nicht infiziert.
Später wurden allen Studienteilnehmern eine Impfungen mit dem mRNA-basierten COVID-19-Impfstoff von BioNTech/Pfizer angeboten und sie wurden knapp zwei Jahre lang nachverfolgt. Beide Gruppen waren hinsichtlich ihres Geschlechts, Alters, ihrer Arbeitsbedingungen und weiterer Risikofaktoren vergleichbar.
IgG Antikörper im Blut bestimmt
In Blutuntersuchungen bestimmten die Forschenden sowohl die Menge der Antikörper (IgG) als auch die Stärke der Bindung zwischen Virus-Protein und Antikörper sowie die Fähigkeit von Antikörpern, SARS-CoV-2 Varianten in Zellkultur zu neutralisieren. Anhand dieser Parameter schätzten die Forschenden das Ausmaß der schützenden Immunität ab.
Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachmagzin "Nature Medicine" unter dem Titel: "Three exposures to the spike protein of SARS-CoV-2 by either infection or vaccination elicit superior neutralizing immunity to all variants of concern" publiziert.