Omikron wohl nicht mehr aufzuhalten

Deutschland steht eine Omikron-Welle wie in England bevor – Foto: Omikron, Coronavirus, Südafrika, deutschland
In Südafrika, Großbritannien und Dänemark verbreitet sich die neue Coronavirus-Variante Omikron mit atemberaubender Geschwindigkeit. In London steckt die neue Mutante schon hinter 44 Prozent aller Fälle. Viel fehlt also nicht mehr, bis sie dort das Infektionsgeschehen dominiert. Alle zwei bis drei Tage verdoppelt sich im Vereinigten Königreich gerade die Zahl der Neuinfektionen, ähnlich sieht es bei unserem Nachbarn Dänemark aus.
Großbritannien ist Deutschland nur zeitlich etwas voraus
Die Chancen, dass Deutschland von einer Omikron-Welle verschont bleibt, gehen gegen Null. Das hat uns schon Delta gelehrt, die im Sommer aus Großbritannien kam und seither das Infektionsgeschehen hierzulande dominiert. „Nach allen Erkenntnissen wird es hier so kommen wie in Großbritannien und Dänemark, sagte Dirk Brockmann „Welt“. Nur wann dies passieren werde, darüber gebe es bislang noch nicht genügend Daten, ergänzet Leiter der Gruppe Epidemiologische Modellierungen von Infektionskrankheiten am Robert Koch-Institut. Er forderte sofort Notfallpläne von der Politik.
Schneller, aber nicht unbedingt pathogener
Es war klar, dass es neue Coronavirus-Varianten geben wird. Denn Viren versuchen im Lauf der Zeit, sich immer weiter zu optimieren. In der Regel geht das mit einer besseren Übertragbarkeit einher, aber nicht mit schwereren Verläufen. Es macht nämlich keinen Sinn, den Wirt umzubringen, den ein Virus zum Überleben braucht. Ein Virus will lediglich mehr davon. Nur die Geschwindigkeit, die Omikron an den Tag legt, verblüfft selbst Experten. „Das ist eine Geschwindigkeit, die niemand erwartet hatte, die uns alle überrascht hat“, betonte Brockmann.
Studien zeigen, dass die gegenwärtigen Impfungen nicht wirklich gut vor der Variante mit ihren 30 Veränderungen am Spike-Protein schützen. Antikörper gegen Omikron sind laut einer Arbeit von Virologin Sandra Ciesek sechs Monate nach Impfung nicht mehr vorhanden. Der Schutz des Boosters sinkt demnach nach drei Monaten von 60 auf 25 Prozent. Ein beunruhigendes Ergebnis. Denn das würde im Kern bedeuten, dass Omikron auf eine nicht immunisierte Bevölkerung treffen wird.
Sandra Ciesek mahnt deshalb, sich nicht alleine auf die Impfung zu verlassen. „Im Moment habe ich das Gefühl, dass vermittelt wird: Lassen Sie sich boostern, und die Welt ist wieder gut. Das ist nicht so“, sagte die Virologin „Welt.“
Andererseits sind nachweisbare Antikörper nur ein Teil der Infektabwehr. Das menschliche Immunsystem besitzt außerdem T-Zellen, die im Falle einer Infektion das Virus bekämpfen können. Es besteht also noch Hoffnung, dass die Impfung wenigstens vor den schweren Krankheitsverläufen schützt.
In Südafrika erkranken weniger Menschen schwer
Einen kleinen Lichtblick liefern diesbezüglich Daten aus Südafrika, wonach Omikron zu weniger schweren Verläufen führt als die vorherigen Varianten. Die Zahl der Krankenhauseinweisung ist im Vergleich zur ersten Welle um 30 Prozent geringer. Diese Daten sind aber nicht unbedingt auf Deutschland übertragbar, weil die südafrikanische Bevölkerung jünger ist und viele bereits eine Corona-Infektion hinter sich haben.
Deutschland wird also eher nach England oder Dänemark schauen müssen, um die Gefahr beurteilen zu können. Beide Länder sind uns schlechtestenfalls ein paar Tage, bestenfalls mehrere Wochen oder gar Monate voraus.