Nach Rückenmarksverletzung: Implantat setzt Impulse frei

Verletztes Rückenmark lässt sich durch Impulse gezielt stimulieren – Foto: haitaucher39 - Fotolia
Eine Querschnittslähmung wird durch eine traumatische Schädigung des Rückenmarks verursacht. Dabei ist die Kommunikation zwischen Gehirn und Rückenmark unterbrochen. Aus Studien ist jedoch bekannt, dass das Rückenmark die Eigenschaft besitzt, unabhängig von Signalen des Gehirns bei einer elektrischen oder chemischen Stimulation koordinierte Bewegungen zu erzeugen. Wissenschaftlern der Charité Berlin und der ETH Lausanne ist es nun gelungen, diese sogenannten alternierenden Impulse durch Implantate gezielt zu aktivieren und damit wieder annähernd natürliche Bewegungsabläufe in Gang zu setzen - jedenfalls im Tierversuch.
Rückenmark gezielt stimulieren
„Unser Ziel ist es, den Rückenmarkbereich unterhalb einer Verletzung durch elektrische Impulse zu reaktivieren. Das Potential, eigenständig Bewegungen zu generieren, wollen wir dabei steigern, indem wir den natürlichen Abläufen möglichst nahe kommen“, erklärt Dr. Nikolaus Wenger, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie der Charité und des Berlin Institute of Health. Im Tiermodell konnte das europäische Forscherteam zeigen, dass es während der Bewegung der Beine zu einer wellenförmigen Aktivität von Rückenmarkbereichen kommt. „Um diese Rückenmarkaktivität nach einer Querschnittslähmung zu reproduzieren, haben wir dauerhafte Implantate entwickelt, die eine selektive Rückenmarkstimulation ermöglichen“, so Wenger.
Hoffnung auf neue Therapieansätze
Die neuartigen Implantate und Stimulationstechnologien passen eine Aktivierung des Rückenmarks an die zeitliche Abfolge des Bewegungsvorgangs an. Wird der richtige Rückenmarksbereich zum richtigen Zeitpunkt stimuliert, lassen sich Kraft und Balance während des Gehens verbessern. Die Erkenntnisse sollen nun zur klinischen Anwendung kommen, da auch das menschliche Rückenmark durch elektrische Stimulation zu Bewegungsvorgängen angeregt werden kann. Die Forscher hoffen, dass die neue Art der Rückenmarkstimulation in Zukunft zu einer besseren Therapie von querschnittsgelähmten Patienten beitragen kann.
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