Motorische Planungsfähigkeit sinkt im Alter

Kleine Ungeschicklichkeiten können drastische Folgen haben – Foto: cunaplus - Fotolia
Motorisches Planen ist die Fähigkeit, sich noch unbekannte Handlungen vorzustellen und die dazu benötigten Bewegungen auszuführen. Ist eine Bewegung hingegen bereits automatisiert, wird sie unbewusst ausgeführt und geschieht schneller. Doch auch bei Alltagstätigkeiten kann die motorische Planungsfähigkeit immer wieder gefragt sein – nämlich immer dann, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert und wir darauf reagieren müssen. Das kann beim Treppensteigen, Autofahren oder Kochen sein: Jede Verzögerung und jeder Fehler kann dann durchaus dramatische Folgen haben.
Motorische Planungsfähigkeit auf dem Niveau von Kindern
Im Alter lässt die motorische Planungsfähigkeit nach – und zwar drastisch, wie Forscher der Universitäten Rostock, Freiburg und Paderborn nun in einer gemeinsamen Studie herausgefunden haben. Demnach kann die Fähigkeit ab einem Alter von etwa 70 Jahren sogar auf das Niveau von unter 10-jährigen Kindern sinken. Als mögliche Ursache führt Dr. Tino Stöckel vom Institut für Sportwissenschaften an der Universität Rostock den Rückgang kognitiver Kapazitäten an. „Aber auch die geringere Beweglichkeit könnte eine Rolle spielen“, so Stöckel.
Die motorische Planungsfähigkeit kommt nicht nur zum Tragen, wenn Handlungen neu sind. Auch bereits bekannte Handlungsabläufe müssen wieder eingeübt werden, wenn es zu Störungen kommt – beispielsweise bei der Bewegungsfähigkeit oder der Aufmerksamkeit. Eigentlich automatisierte Handlungen erscheinen dann unbeholfen und verlangsamt, und es kommt leicht zum Danebengreifen, Stolpern oder sogar zu Stürzen.
Frühzeitiges Training kann die Planungsfähigkeit erhalten
Da der Rückgang der Planungsfähigkeit drastische Folgen haben kann, ist es wichtig, hier rechtzeitig entgegenzuwirken - insbesondere im Hinblick auf die allgemein steigende Lebenserwartung, wie die Forscher betonen. So können ein frühzeitiges motorisches und/oder kognitives Training dazu beitragen, die motorische Planungsfähigkeit möglichst langfristig zu erhalten oder wenigstens auf einem Niveau zu bewahren, das ein selbständiges Leben ermöglicht.
Die Wissenschaftler machen auch darauf aufmerksam, dass eine schlechte motorische Planungsfähigkeit besonders im Straßenverkehr gefährlich sein kann - für die Betroffenen selbst, aber auch für andere Verkehrsteilnehmer. Aufgrund der Ergebnisse ihrer Studie sei es daher durchaus sinnvoll, Tauglichkeitsprüfungen für Senioren in Bezug auf die Teilnahme am Straßenverkehr zu erwägen.
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