Meniskus: Knietraining genauso wirksam wie OP

Bei einem Meniskusschaden kann ein spezielles Sportprogramm helfen – Foto: underdogstudios - Fotolia
Schon länger weiß man, dass bei einem Meniskusschaden eine Operation nicht immer die richtige Wahl ist. Studien haben gezeigt, dass ein Jahr nach der Operation die Schmerzen nur selten geringer sind als ohne OP. Mediziner vermuten, dass sich durch den Eingriff die degenerativen Veränderungen, die oft der eigentliche Auslöser für die Probleme am Knie sind, nicht beseitigen lassen. Meist liegt der Grund in einer Schwäche der Muskeln, die das Kniegelenk stabilisieren sollen. Ursachen dafür können wiederum zu wenig Bewegung oder einseitige Belastungen sein.
Wissenschaftler um Nina Jullum Kise vom Martina Hansens Hospital in Sandvika bei Oslo haben nun überprüft, ob ein spezielles Sportprogramm die Kniebeschwerden bei Meniskusschaden genauso gut beseitigen kann wie eine OP. Für die Studie wurden 140 Patienten mit degenerativen Meniskusschäden einem Sportprogramm unterzogen, das von den Studienautoren speziell für diese Probleme entwickelt wurde.
Training ist OP sogar etwas überlegen
Die Studienteilnehmer waren im Durchschnitt 50 Jahre alt. Bei ihnen war mittels Kernspintomographie ein degenerativer Meniskusriss diagnostiziert worden; die meisten Probanden wiesen jedoch noch keine röntgenologischen Hinweise auf eine Arthrose auf. Über 12 Wochen und bis zu dreimal in der Woche erhielten die Patienten nun ein Aufbautraining, das die Muskulatur stärken und die muskuläre Kontrolle verbessern sollte. Die Ergebnisse wurden dann mit den Resultaten einer arthroskopischen Teil-Meniskektomie verglichen.
Wie sich zeigte, kam es in beiden Gruppen zu einer Verbesserung der Symptome. In der Sportgruppe konnte nach zwei Jahren sogar ein leichter Vorteil festgestellt werden, der jedoch statistisch nicht signifikant war. Das Trainingsprogramm hatte die Muskelkraft und die Leistung in einigen Tests (Hüpfen, Kniebeugen) deutlich verbessert. Die Vorteile ließen nach dem Ende des Trainingsprogramms nach; daher vermuten die Forscher, dass ein fortgesetztes Training die Ergebnisse möglicherweise weiter verbessert hätte.
Vor Knie-Operation eine Zweitmeinung einholen
Dass viele Knie-Operationen überflüssig sind, haben mittlerweile auch die Krankenkassen erkannt. Anfang des Jahres hatte die Barmer GEK ihren Mitgliedern geraten, vor einer Knie-Operation immer die Zweitmeinung eines Experten einzuholen. „Vor allem jüngere Patienten sollten vor einer komplizierten Knie-Operation eine Zweitmeinung einholen, um einen übereilten oder fehlerhaften Eingriff zu vermeiden“, erklärte Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer GEK. Bislang hat etwa jeder dritte Patient, der sich eine Zweitmeinung eingeholt hat, auf eine Knie-Operation verzichtet.
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