Aus Zeitungen, Radio und Fernsehen ist Tabakwerbung längst verbannt. Doch auf Deutschlands Straßen sieht man immer noch großflächige Plakate. Damit ist Deutschland das Schlusslicht in der EU, alle anderen Länder haben die Plakatwerbung inzwischen verboten. Auch Deutschland hatte im Jahr 2004 das Tabakrahmenübereinkommen der WHO ratifiziert, kommt seinen Verpflichtungen zu einem umfassenden Tabakwerbeverbot jedoch bislang nicht nach.
Dabei wäre der Zeitpunkt jetzt günstig, meint Ute Mons vom Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ. „Einer aktuellen Umfrage des DKFZ zufolge wünschen sich drei Viertel der Bevölkerung ein solches Werbeverbot."
Jugendliche und junge Erwachsene nehmen Tabakwerbung wahr
Besonders ärgerlich findet die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention, dass Jugendliche durch die Tabakwerbung angesprochen werden, obwohl die Tabakindustrie das immer bestreitet. Der Auswertung zufolge nehmen 62 Prozent der Befragten (15 Jahre und älter) Tabakwerbung in Deutschland bewusst wahr. Dabei haben die jüngeren einen besonders hohen Anteil: Mehr als 70 Prozent der 15- bis 17-jährigen Jugendlichen und der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 30 Jahren bemerken diese Art der Werbung, von den über 60-Jährigen hingegen nur etwa die Hälfte.
„Tabakwerbung rückt bei jungen Menschen das Rauchen ins Bewusstsein, fördert die Einstellung zum Rauchen als erstrebenswertes Verhalten und erhöht bei dieser Zielgruppe die Wahrscheinlichkeit, mit dem Rauchen zu beginnen“, sagt Mons. Nur ein umfassendes Werbeverbot, das auch die Werbung am Verkaufsort und das Ausstellen der Produkte verbiete, könne dies verhindern.
120.000 Tote durch Rauchen
Für die aktuelle Untersuchung wurden 1.572 Personen ab 15 Jahren in Deutschland befragt, ob und wo sie innerhalb der letzten 12 Monate Werbung für Tabakwaren sowie für E-Zigaretten gesehen hat. Die Umfrage hatte TNS Infratest durchgeführt.
Dem DKFZ zufolge sterben jedes Jahr rund 120.000 Menschen an den Folgen des Rauchens – in erster Linie an Krebserkrankungen, gefolgt von Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen.
Foto: DKFZ