Rauchstopp: Trotz Gewichtszunahme profitiert die Gesundheit

Wer mit dem Rauchen aufhören will, sollte sich durch die Angst vor einer Gewichtszunahme nicht davon abhalten lassen
Viele Menschen würden gern mit dem Rauchen aufhören, haben jedoch Sorge, dass sie dadurch an Gewicht zunehmen. Und tatsächlich ist dies auch oft der Fall. Dem Faktenblatt des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) nehmen vier von fünf ehemaligen Rauchern innerhalb der ersten ein bis zwei Jahre, nachdem sie mit dem Rauchen aufgehört haben, durchschnittlich 4,5 kg zu. Frauen scheinen dabei etwas stärker betroffen zu sein. Berücksichtigt werden muss jedoch, dass viele Menschen auch unabhängig davon, ob sie jemals geraucht haben, innerhalb eines Zeitraums von zehn Jahren einige Kilogramm zulegen.
Zudem überwiegt der gesundheitliche Nutzen durch den Rauchstopp die Nachteile durch die Gewichtszunahme deutlich, wie eine US-Studie zeigt, die kürzlich in der Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ erschienen ist. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) nimmt den Forschungsbericht zum Anlass, einmal mehr auf die Risiken des Tabakkonsums hinzuweisen.
Viele Menschen nehmen nach Rauchstopp zu
Wer nach dem Rauchstopp zunimmt und wer nicht, kann nicht vorausgesagt werden. Untersuchungen zeigen, dass Frauen zehn Jahre nach der letzten Zigarette im Schnitt 5 kg mehr wiegen als vor dem Rauchstopp, Männer etwa 4,4 kg. Einige Betroffene – rund 10 bis 13 Prozent – nehmen sogar mehr als 13 kg zu. Dafür gelingt es anderen wiederum, ihr Gewicht zu halten oder sogar abzunehmen.
Der Grund für die häufige Gewichtszunahme nach dem Verzicht auf das Rauchen beruht vor allem auf der Wirkung des Nikotins: Der Stoff dämpft den Appetit und steigert den Grundumsatz, zwei Effekte, die dabei helfen, das Körpergewicht zu reduzieren. Umgekehrt gehört ein gesteigerter Appetit zu den typischen Symptomen des Tabakentzugs. „Lange Zeit war unklar, ob dieser Effekt den Gewinn an Lebenszeit, der durch den Rauchstopp erzielt wird, teilweise wieder zunichte macht“, so Professor Claus Vogelmeier, Pneumologe und Direktor an der Klinik für Innere Medizin des Universitätsklinikums Marburg. Diese Bedenken könne die aktuelle Studie jedoch zerstreuen.
Gesundheitliche Folgen nur bei sehr starker Gewichtszunahme
Für ihre Studie analysierten die Autoren die Daten von über 160.000 Probanden, die im Durchschnitt knapp 20 Jahre lang beobachtet worden waren. Dadurch ergab sich ein umfassendes Bild zu den Veränderungen, die ein Rauchstopp im Vergleich zu einer fortgesetzten Raucherroutine mit sich bringt. Tatsächlich zeigte sich, dass eine Gewichtszunahme während des Nikotinentzugs durchaus nicht ohne gesundheitliche Folgen blieb. Das Risiko, einen Diabetes Typ 2 zu entwickeln, stieg in den ersten fünf bis sieben Jahren nach dem Rauchstopp zunächst an, fiel danach jedoch wieder ab.
„Das Diabetes-Risiko stieg dabei umso stärker, je mehr Gewicht die Teilnehmer zulegten“, erläutert Vogelmeier, Vorsitzender der DGIM. So waren Menschen, die weniger als fünf Kilo zulegten, von dem Anstieg nahezu ausgenommen. Wer allerdings mehr als zehn Kilo zunahm, hatte ein im Vergleich zu fortgesetzten Rauchern um 60 Prozent erhöhtes Diabetes-Risiko.
Rauchstopp senkt Sterberisiko
Das wichtigste Ziel des Rauchverzichts blieb davon jedoch unberührt: Unabhängig von der Gewichtszunahme lag das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, bei allen Ex-Rauchern deutlich niedriger als bei denjenigen Teilnehmern, die weiterhin zur Zigarette griffen. Auch das allgemeine Sterberisiko, in dessen Berechnung auch alle anderen Todesursachen eingingen, wurde durch den Rauchverzicht deutlich gesenkt. „Dieser Effekt stellt sich sehr rasch nach dem Rauchstopp ein und wird in den ersten zehn bis fünfzehn Jahren immer größer“, sagt Vogelmeier.
Strategien gegen Gewichtszunahme entwickeln
Wie die US-Forscher betonen, lässt sich der deutliche Gewinn an Lebenszeit für alle Gewichtsgruppen beobachten, die mit dem Rauchen aufhörten. Lediglich bei einer geringen Zahl von Teilnehmern, die sechs Jahre nach dem Rauchstopp eine sehr starke Gewichtszunahme von mehr als 18 Kilogramm zu verzeichnen hatten, näherte sich das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, allmählich wieder dem von Immer-Noch-Rauchern an. „Als Fazit bleibt festzuhalten: Ein Rauchstopp lohnt sich immer“, sagt auch DGIM-Generalsekretär Professor Ulrich R. Fölsch aus Kiel.
Dies gelte auch für andere Erkrankungen wie Rheuma und Magen-Darm-Leiden, die bei rauchenden Patienten häufig deutlich stärker ausgeprägt seien. Um den Gesundheitsgewinn wirklich auszuschöpfen, sei es aber ratsam, mit dem behandelnden Arzt Strategien zu entwickeln, um einen Rauchstopp ohne größere Gewichtszunahme zu überstehen.
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