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Medikament gegen Unterfunktion der Nebenschilddrüsen derzeit nicht erhältlich

Freitag, 17. Juni 2022 – Autor:
Für Patienten, die an einer chronischen Unterfunktion ihrer Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus) leiden, gibt es schlechte Nachrichten: Das Medikament „Natpar“ (100 Mikrogramm) ist derzeit nicht erhältlich.
Die Funktion der Nebenschilddrüsen kann durch eine OP oder eine Autoimmunerkrankung gestört sein

– Foto: Adobe Stock/shidlovski

Für Patienten, die an einer chronischen Unterfunktion ihrer Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus) leiden, gibt es schlechte Nachrichten: Bis zum Jahresende ist das gentechnologisch hergestellte Medikament "Natpar" (Parathyroidhormon) in der Dosierung 100 Mikrogramm nicht erhältlich.

Lieferschwierigkeiten wird es nach Angaben des japanischen Herstellers Takeda Pharmaceutical voraussichtlich auch für die Dosierung 75 Mikrogramm geben. Der Grund sind Qualitätsmängel bei der Herstellung.

Betroffene sollten Termin beim Arzt vereinbaren

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) rät betroffenen Patienten, umgehend einen Termin mit ihrem Hausarzt oder Endokrinologen zu vereinbaren, um die Therapie umzustellen. Ärzte sollten keine neuen Patienten mehr auf Natpar einstellen, bis der Lieferengpass behoben ist, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.

Die Nebenschilddrüsen bestehen aus vier linsengroßen Drüsen, die außen an der Schilddrüse liegen. Sie produzieren das Parathormon. Es reguliert den Kalziumstoffwechsel im Körper. Der Organismus benötigt Kalzium für den Knochen- und Zahnaufbau, die Nerven- und Muskelfunktion sowie für die Blutgerinnung.

Zittern, Gefühlsstörungen, Muskelkrämpfe

Typische Beschwerden, die auf eine Unterfunktion hindeuten können, sind leichtes Zittern, Gefühlsstörungen bis hin zu Muskelkrämpfen. "Die häufigste Ursache des Hypoparathyreoidismus ist die versehentliche Schädigung der Nebenschilddrüsen im Zuge einer Schilddrüsenoperation", erläutert Prof. Heide Siggelkow, Ärztliche Leiterin MVZ Endokrinologikum Göttingen, Zentrum für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, Nuklearmedizin und Humangenetik.

In Deutschland kommt es in etwa ein bis sechs Prozent der Fälle nach einer operativen Schilddrüsenentfernung zu einem dauerhaften Hypoparathyreoidismus. Auch Autoimmunerkrankungen gehören zu den Auslösern der Störung. "Die Behandlung der Nebenschilddrüsenunterfunktion besteht in der Normalisierung des Kalziumspiegels, etwa durch die Gabe von Calcium- und Vitamin-D-Präparaten", so Siggelkow weiter.

Medikament gegen Unterfunktion der Nebenschilddrüsen derzeit nicht erhältlich

Erwachsene Patienten mit chronischem Hypoparathyreoidismus, deren Erkrankung sich durch die Standardtherapie allein nicht hinreichend einstellen lässt, erhalten als Zusatztherapie Natpar. Da das Medikament gegen die Unterfunktion der Nebenschilddrüsen derzeit nicht in der gwohnten Form erhältlich ist, spricht Takeda in einem Rote-Hand-Brief folgende Empfehlung aus: Patienten, die 100 Mikrogramm einmal täglich erhalten, können alternativ auf die Gabe von zwei Injektionen mit je 50 Mikrogramm ausweichen.

Diese müssen im Abstand von 15 Minuten in den Oberschenkel verabreicht werden. Dabei sollte die zweite Dosis mit einer neuen Nadel im anderen Oberschenkel injiziert werden. Ärzte sollten ab sofort explizit 50 Mikrogramm verordnen: "Eine Verschreibung von 100 Mikrogramm ist nicht mehr möglich", betont Siggelkow.

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