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Mandel-Operation bei Kindern erhöht späteres Risiko für Infektionen

Dienstag, 12. Juni 2018 – Autor:
Kinder, denen Gaumen- und/oder Rachenmandeln operativ entfernt wurden, haben im späteren Leben ein höheres Risiko für Atemwegsinfekte und Allergien.
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Nach einer Mandeloperation haben Kinder später ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen - das sagt eine Studie – Foto: ©Picture-Factory - stock.adobe.com

Kinder, denen die Gaumenmandeln und/oder Rachenmandeln entfernt wurden, haben im späteren Leben ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen, Infekte und Allergien. Das besagt eine Studie von Forschern aus Australien, USA und Dänemark.

Die Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillektomie) ist eine der weltweit am häufigsten durchgeführten Operationen im Kindesalter. Sie wird üblicherweise empfohlen bei wiederkehrenden Mandelentzündungen. Die Rachenmandeln werden entfernt, wenn die Atmung dadurch erschwert ist.

Fast 1,2 Millionen dänische Kinder untersucht

Mittlerweile ist jedoch bekannt, dass die Rachen- und Gaumenmandeln strategisch in der Nase und im Rachen positioniert sind, um Krankheitserreger aus der Atemluft wie Viren oder Bakterien abzufangen und zu beseitigen.

Ein Team um Dr. Sean Byars von Universität Melbourne, Dr. Stephen Stearns von der Yale University und Dr. Jacobus Boomsma von der Universität Kopenhagen analysierte für die Studie Patientendaten aus Dänemark, die 1.189.061 Kinder erfassten, die zwischen 1979 und 1999 geboren wurden. Sie wurden mindestens die ersten 10 Jahre und bis zu 30 Jahren weiterbeobachtet.

Gaumen- und/oder Rachenmandeln mit OP entfernt

In den ersten neun Lebensjahren hatten von den fast 1,2 Millionen Kindern 17.460 eine Rachenmandelentfernung, 11.830 eine Gaumenmandelentfernung, bei 31.377 Probanden wurden Rachen- und Gaumenmandeln entfernt. Sie wurden nun mit Kindern verglichen, die solch eine Operation nicht erhalten hatten.

Es wurde festgestellt, dass die Tonsillektomie mit einem fast verdreifachten relativen Risiko für Erkrankungen der oberen Atemwege verbunden ist. Dazu gehörten Asthma, Influenza, Pneumonie und chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Auf fünf Tonsillektomien kommt ein Kind, das später zusätzlich an oberen Atemwegserkrankungen leidet.

Die Rachenmandelentfernung (Adenoidektomie) war mit einem mehr als doppelt so hohen relativen Risiko für COPD und einem fast doppelt so hohen Risiko für Erkrankungen der oberen Atemwege und Konjunktivitis verbunden. Auch fanden sich Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Allergien.

Mandel-Operation bei Kindern erhöht späteres Risiko für Infektionen

Positive Effekte der OPs: Die Adenoidektomie war mit einem signifikant reduzierten Risiko für Schlafstörungen verbunden. Alle Operationen waren mit einem signifikant reduzierten Risiko für Tonsillitis und chronische Tonsillitis verbunden, da diese Organe entfernt worden waren. Es gab jedoch bis zum Alter von 30 Jahren keine Veränderungen der Anfälligkeit für Sinusitis. Nach Tonsillektomie und Adenoidektomie war das relative Risiko bei Otitis media (Mittelohrentzündung) um das Vier- bis Fünffache erhöht, auch die Sinusitis zeigte einen signifikanten Anstieg.

Bilanz der Forscher: Die Mandel-Operation bei Kindern erhöht ihr späteres Risiko für Infektionen und Allergien. Die OP kann in schweren Fällen notwendig sein. Grundsätzlich sollte die Entscheidung vorsichtiger getroffen werden, weil Gaumen- und Rchenmandeln die Entwicklung des kindlichen Immunsystems unterstützen und die möglichen Risiken für spätere Erkankungen verringern könnten. Die Studie wurde im Fachmagazin JAMA Otolaryngology - Head & Neck Surgery  veröffentlicht.

Foto: picture-factory/fotolia.com

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