Luftverschmutzung als Auslöser von Alzheimer unter Verdacht
Mit 1,2 Millionen Betroffen in Deutschland ist Alzheimer die häufigste Form von Demenz. Trotz jahrzehntelanger Forschung gibt es bis heute keine Erklärung, warum manche Menschen krankhafte Eiweißablagerungen entwickeln, die die Nervenzellen des Gehirns zerstören. Nun gibt es aber einen neuen Verdacht: Luftverschmutzung. Aktuelle Beobachtungsstudien zeigen nämlich, dass Menschen, die in der Nähe von verkehrsreichen Straßen wohnen, ein erhöhtes Risiko für kognitive Einschränkungen haben. Umweltmediziner wollen dem nun in einer Studie nachgehen.
„Wollen kausalen Zusammenhang finden“
„Sollte eine schlechte Luftqualität tatsächlich den Krankheitsprozess auslösen oder beschleunigen, könnte der Gesetzgeber eingreifen“, sagt Dr. Roel Schins. vom IUF – Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung in Düsseldorf. „Deshalb wollen wir herausfinden, welche Bestandteile der verkehrsbedingten Luftverschmutzung zu möglichen kognitiven Beeinträchtigungen führen können.“
Schins möchte zusammen mit niederländischen Kollegen an einem Mausmodell Ursachenforschung betreiben, also den kausalen Zusammenhang finden. Dazu werden die Auswirkungen unterschiedlicher Bestandteile der Außenluft an einer vielbefahrenen Straße auf das Nagerhirn im Vergleich zu sauberer Luft untersucht. So könnte festgestellt werden, ob die Feinstaubpartikel oder eher gasförmige Bestandteile besonders schädlich sind.
Die Studie wird von der Alzheimer Forschung Initiative (AFI) bis 2019 mit 48.157 Euro gefördert. Die gleiche Summe legt „Alzheimer Nederland“ drauf. Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) fördert seit 1995 Forschungsprojekte engagierter Alzheimer-Forscher und stellt kostenloses Informationsmaterial für die Öffentlichkeit bereit. Der Verein finanziert sich aus Spenden. Bis heute konnte die AFI 230 Forschungsaktivitäten mit über 9,2 Millionen Euro unterstützen.
Steigende Patientenzahlen
Derzeit erkranken jedes Jahr mehr als 200.000 Menschen an Morbus Alzheimer. Die Alzheimer Forschung Initiative rechnet für das Jahr 2030 mit 2,3 Millionen Erkrankten. Grund ist die alternde Bevölkerung, denn Alzheimer ist im Wesentlichen eine Erkrankung des höheren Lebensalters. Während nur 2-3 Prozent bei den 70-75-Jährigen betroffen sind, steigt die Häufigkeit der Erkrankung mit zunehmendem Alter an. Bei den über 90-Jährigen sind mehr als ein Drittel erkrankt.
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