
Tamoxifen 20 mg Tabletten: Lieferengpass soll bis Ende des Jahres dauern – Foto: © Adobe Stock/Olga
Lieferschwierigkeiten von Arzneimitteln sind nicht neu. Vor allem Krebsbetroffene waren in der Vergangenheit immer wieder mit Lieferengpässen konfrontiert, etwa von Chemotherapeutika. Nun ist das Krebsmedikament Tamoxifen betroffen. Tamoxifen wird bei hormonabhängig wachsendem Brustkrebs eingesetzt.
Der aktuelle Lieferengpass bei Tamoxifen basiert nach Angaben des Verbandes Pro Generika auf Lieferschwierigkeiten des Grundstoffs. Demnach haben Wirkstoffhersteller aus Kostengründen die Produktion von Tamoxifen eingestellt, zudem gibt es nur noch wenige Zulieferer im Markt. Vom aktuellen Lieferengpass ist vor allem die Dosierung von 20 mg betroffen.
Brustkrebsexperte nennt mögliche Behandlungsalternativen
Brustkrebsexperte Prof. Jens-Uwe Blohmer von der Charité rät Patientinnen, die Dosierung durch 2x10 mg-Tabletten zu ersetzen. „In einigen Fällen kann auch eine andere antihormonelle Therapie eingesetzt werden, allerdings können hier mehr Nebenwirkungen entstehen“, sagt Blohmer. In jedem Fall sollten die Patientinnen mit der behandelnden Onkologin oder dem behandelnden Onkologen Rücksprache halten.
Frühwarnsystem für Lieferengpässe gefordert
Die Deutsche Krebsgesellschaft fordert unterdessen ein besseres Frühwarnsystem, um ein drohendes Versorgungsdefizit rechtzeitig abzuwenden. „Arzneimittel sind keine einfachen Konsumgüter, sondern besondere Güter für die medizinische Versorgung“, sagt Generalsekretär Dr. Johannes Bruns. „Wir benötigen ein System, mit dem wir vorausschauend planen und schnell reagieren können.“ Dazu sei es unter anderem nötig, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) einen besseren Überblick darüber erhalte, wo Arzneimittelhersteller von wenigen Zulieferern oder Standorten abhängig seien. „Denn fällt ein Standort aus, kann aus einem Lieferengpass rasch ein Versorgungsengpass werden“, so Bruns.
Tamoxifen blockiert Östrogenrezeptoren
Der Wirkstoff Tamoxifen gehört zur Gruppe der Antiöstrogene. Er blockiert die Bindung von Östrogenen an die entsprechenden Andockstellen (Rezeptoren) der Krebszellen. Durch das fehlende Wachstumssignal kommt es zu einer Abnahme der Zellvermehrung und zu einer Hemmung des Wachstums hormonabhängiger Tumorzellen. „Tamoxifen ist für Brustkrebsbetroffene mit einem hormonrezeptor-positiven Tumor ein fester Bestandteil der Therapie und wird meist über Jahre eingenommen“, erläutert Jens-Uwe Blohmer.
Derzeit sind Lieferengpässe bei Tamoxifen von den Herstellern Hexal, Aliud und Heumann beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldet. Diese sollen teilweise bis Ende des Jahres andauern.